Am Disklavier

■ Aki Takahashi mit vier Händen im KITO

Die japanische Pianistin Aki Takahashi gab am Donnerstag im KITO einen Konzertabend für die Veranstaltungsreihe „Japan verstehen“. Zuerst spielte sie ganz konventionell Stücke zeitgenössischer japanischer Komponisten. Doch dann setzte sie sich für die „Gesänge des Ostens“ von Mashhiro Miwa an einen Flügel, der mit Computertastaturen, Reglern und einem Bildschirm umgeben war. Gegenüber stand ein identischer Flügel mit leerem Sitzschemel.

Aki Takahashi spielte vierhändig mit sich selbst: der Computer nahm ihre Anschläge auf und spielte sie zeitversetzt wieder ab. Das war aber noch der einfachste Kniff bei dieser sehr komplizierten Mischung aus elektronischen Schaltungen und virtuosem Pianospiel. Ausgehend von Aki Takahashis Musik „komponiert der Computer in Echtzeit“ (M. Miwa).

„Das Gespenst in der Maschine“ spielte also auf dem zweiten Piano Antworten, Variationen und Kontrapunkte zu Aki Takahashis „Input“. Manchmal schneller und komplizierter, als es ein menschlicher Pianist mit zehn Fingern überhaupt könnte.

Das etwa 20 Minuten lange Stück war eine tour de force durch Klangeffekte, musikalische Einfälle und technische Finessen — aber man war eher verblüfft als ergriffen. Und natürlich stellte sich die Frage, ob man die Pianistin nicht ganz aus dem Konzert herauskürzen könnte: Wenn der Computer eh all ihrer Anschläge aufzeichnet, könnte man dasselbe Konzert nur von den beiden Pianos spielen lassen. Als würde sie diese Vorstellung wegwischen wollen, spielte Aki Takahashi als Zugabe einen schön altmodischen Walzer von Strauß — aber auch der hätte auf dem selbstspielenden Disklavier mit entsprechender Programmierung genausogut geklungen. Willy Taub