Demo in Berlin: „Richter in die Zwangsberatung“

■ Tausende gegen das 218-Urteil

Berlin (dpa/taz) – Unter dem Motto „Wir sagen Nein zum Paragraph 218-Urteil“ haben am Samstag in Berlin tausende Demostranten für eine frauen- und kinderfreundliche Politik demonstriert. Die VeranstalterInnen sprachen von rund 20.000, die Polizei von 6.500 TeilnehmerInnen. Auf Spruchbändern und in Sprechchören kritisierten sie, daß durch den Richterspruch von Karlsruhe das Recht der Frauen auf Selbstbestimmung mitabgetrieben worden sei. „Wir sind die Mehrheit – Hände weg vom Selbstbestimmungsrecht der Frau“ und „Paragraph 218-Urteil auf den Müll, Richter in die Zwangsberatung, Frauen ins Verfassungsgericht“, hieß es auf zahlreichen Transparenten.

Bei einer Kundgebung auf dem Gendarmenmarkt äußerten mehrere Rednerinnen ihre Empörung über den Richterspruch. Sie empfinde es als „unwürdig, eine Frau auf ihre Gebärpflicht hinweisen und nach dem kostengünstigsten Abbruch suchen zu müssen“, erklärte die Ärztin des Sozial-Medizinischen Dienstes, Beate Pack- Dietrich. Keine Frau lasse sich zu einem Kind überreden.

Zu der Protestaktion hatte ein breites Bündnis aus rund 30 Organisationen, Verbänden und Parteien aufgerufen, darunter der DGB, die Deutsche Angestellten- Gewerkschaft (DAG), Bündnis 90/Grüne, sowie der UFV.

In einer gemeinsamen Erklärung heißt es, das Urteil stoße auf Fassungslosigkeit, Wut und Protest. Aus der Karlsruher Entscheidung spreche Frauenverachtung. Die DAG kündigte in einer Mitteilung an, „daß wir alle möglichen Schritte gegen die Umsetzung dieses Urteils unternehmen werden. „Die Zeit der sprachlosen Empörung ist vorbei.“