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: Royality-TV

Ein Jahr im englischen Königshaus: „Royalty“ (2), Di., ARD, 23 Uhr

Wenn die Sonne bis spät in den Abend wütet, man in öffentlichen Parkanlagen Gefahr läuft, von durch die Lüfte sausenden Keulen irgendwelcher Feierabendjongleure erschlagen zu werden, in der ureigenen Stammkneipe Bermudabehoste ihre Tagesröte zu Markte tragen und Urlaubspläne ausbaldovern („Du, auf Kreta, da gibt es noch echte Herzlichkeit...“), ja man selbst im eigenen Garten von den Schwaden unzähliger privater Balkon-Grillstationen eingenebelt wird, da gibt's eigentlich nichts Schöneres, als sich einen richtig netten Fernsehabend zu machen. Doch da sich nahezu alle Sender in einer konzertierten Aktion alljährlich entschließen, ein Programm für jene zu zeigen, vor denen man in diesen Tagen ständig auf der Flucht ist, wird vorwiegend irgendein Mist wiederholt, der einen doch schon bei der Erstausstrahlung sprachlos machte. Was ordentlich Anspruchsvolles ist selten dabei. Um so löblicher, daß sich die ARD mutig dazu entschlossen hat, statt der „Zweiten Heimat“ nun doch lieber Rolf-Seelmann Eggeberts entzückenden Vierteiler über die britischen Royals zu wiederholen. Fraglos ein Dokumentarfilm-Juwel, das auch nach acht Jahren nichts von seiner Frische und Scharfsichtigkeit verloren hat.

War der erste Teil in der vergangenen Woche schon prima, durften wir diesmal die britische Kirmestruppe vorwiegend beim Paradieren bestaunen. Von Seelmann-Eggebert vorzüglich erläutert („Bei der Ankunft der Königin, die im Damensattel reitet, erhebt sich das Publikum“), ritt Her Majesty im Damensattel an Menschen vorbei, die sich prompt erhoben. Am nächsten Tag waren die Träger des Hosenbandordens dran (auch das nett anzuschauen), und dann war Gartenfest bei Königs. Und plötzlich ging's darum, daß die Population der Uferschwalben im Senegal um 71 Prozent zurückgegangen ist: Der ARD- Hofberichterstatter – auch hier total kompetent – im Exklusiv- Plausch mit dem Gatten der Queen („weit mehr als der Mann an ihrer Seite“), seines Zeichens zutiefst besorgter Präsident des WWF.

Kurzum, ein völlig zu Recht wiederholtes Fernseh-Highlight, dessen weitere Folgen allen Mitbürgern gerade vor der Wahl unseres neuen Königs besonders ans Herz zu legen wären. Nächste Woche stehen übrigens Charles und Di im Mittelpunkt des Interesses. Entzückende Bilder aus einer Zeit, da der hochsensible Gartenfreund noch nicht von einer Existenz als Tampon einer Gespielin träumte und die liebliche Di noch die Pfötchen ihrer Untertanen schüttelte, bis das königliche Händchen schmerzte. Hubert von Hottenstein