Aufkäufer ohne Geld

■ Schwäbischer Unternehmer prellte Ex-Treuhandunternehmen um 24 Mill.

Berlin/Stuttgart (AP/taz) – Ein schwäbischer Unternehmer hat von ihm gekaufte Treuhandunternehmen um mindestens 24 Millionen Mark betrogen. Treuhandsprecher Wolf Schöde erklärte gestern, der am Tag zuvor in Stuttgart verhaftete Unternehmer Wolfgang Greiner habe den Firmen das Geld mittels privater Darlehen entzogen, die er nicht zurückgezahlt habe. Ein Teil des Geldes floß an den Westbetrieb Greiners in Göppingen. Ob Treuhandmitarbeiter in den Fall verwickelt sind, werde noch überprüft.

Die genaue Schadenssumme könne erst nach Prüfung aller Akten ermittelt werden, sagte Schöde. Nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen der Stuttgarter Staatsanwaltschaft werde gegen Greiner wegen des Verdachts der Untreue und des Betrugs ermittelt.

Die Treuhand, die dem Göppinger Geschäftsmann seit Frühjahr 1991 nach und nach 18 ostdeutsche Betriebe und rund ein Dutzend Immobilien verkauft hat und ihn damit immer wieder als besten und zuverlässigsten Investor auswählte, gibt sich jetzt empört: Greiner habe seine Verpflichtungen als Investor nicht erfüllt. Nach Darstellung der Treuhand entzog er den Firmen Gelder in Millionenhöhe, ohne diese wieder den existenzgefährdeten Betrieben zu erstatten. Ob er die zuletzt gekauften Betriebe durch den Abzug von Geldern aus den zuerst erworbenen Treuhandfirmen finanzierte, wurde nicht mitgeteilt.

Die Breuel-Behörde hat Greiner jetzt aufgefordert, die Darlehen sofort zurückzuzahlen und die Unternehmen wieder zurückzugeben. Für beinahe alle 18 ostdeutschen Greiner-Firmen mit ihren rund 2.000 Mitarbeitern bestehe eine Privatisierungschance. Die Firmen seien von den in Vergleich gegangenen westdeutschen Unternehmen der Greiner-Gruppe abgeschottet worden. Über die sächsische Stamag AG (Regis-Breitingen) und ein anderes bei der Greiner GmbH angesiedeltes Unternehmen müsse aber mit dem Vergleichsverwalter gesprochen werden. Die Treuhand werde alles für den Bestand der Betriebe tun und ihnen „finanziell beistehen“, versicherte Schöde.

Er sagte, daß die Treuhand die Ermittlungen mit einer seit Monaten tätigen Einsatzgruppe aus Wirtschaftsprüfern und Sachverständigen unterstützt habe. Dabei habe sich das Bild verdichtet, daß der Erwerb einiger Firmen durch Greiner und seine Unternehmensgruppe fragwürdig gewesen sei. In diesem Zusammenhang werde zur Zeit auch geprüft, ob Mitarbeiter der Treuhandniederlassung in Halle ihre „Ermessensspielräume grob fahrlässig“ überschritten haben. Die Firmen seien aber an den bisher wohlbeleumdeten Automobilzulieferer „in gutem Glauben“ verkauft worden, meinte Schöde.