Neues Haus aus dem Mülleimer

■ Was beim Abriß im Bauschuttcontainer landet, könnte besser verwertet werden

Olaf Karkoschka ist selbständiger Friseurmeister mit mehreren Geschäften. Sein Haus in dem Pfälzer Dörfchen Dannstadt ist gerade fertig geworden. Äußerlich unterscheidet das schmucke Fachwerkhäuschen nichts von ähnlich restaurierten Gebäuden. Tatsächlich ist es fast ausschließlich aus Bauschutt gebaut, Material aus 18 Abrißhäusern fand hier neue Verwendung.

Daß die jährlich 150 Millionen Tonnen Bauschutt nicht länger die Deponien verstopfen, haben sich einige Behörden zum Ziel gesetzt. Viele Firmen setzen darum auf Bauschutt-Recycling. Doch zumeist beschränken sie sich auf das Sortieren und Aufbereiten der Rohstoffe, die dann etwa als Straßenunterbau weitere Verwendung finden. Das Recycling ganzer Bauteile ist weitgehend noch Bastlern wie Karkoschka überlassen. Der hatte schon Antiquitäten und Oldtimer gesammelt, ehe er auf den Tick mit den alten Häusern kam. Nun hortet er geschnitzte Türen und Beschläge, Treppengeländer, Sprossenfenster, Pflastersteine und Sandsteinbrocken. Der Figaro will sein Hobby zum (Neben-)Beruf machen und eine Baustoff-Wiederverwertungsfirma gründen.

In Bremen stand das Gebot der Sparsamkeit am Anfang, als Hausbewohner und ABM-Kräfte sechs ehemals besetzte Häuser in der Heinrichstraße zu Wohnungen und Jugendkulturstätten umbauten. Da kamen nicht nur schöne Eisensäulen aus der Jahrhundertwende zu neuen Ehren, da wurden auch einfache Backsteine „geschrubbelt“ und ordinäre Klosettschüsseln und Heizkörper aus Abrißhäusern eingebaut. Die Architektin Ute Dechantsreiter, die im Auftrag des Bauministeriums dieses Projekt wissenschaftlich auswertete, kommt jedoch zu dem Schluß: „Bauteilrecycling rentiert sich als Insellösung nicht. Nur wenn systematisch Abrißmaterialien erfaßt und auf einem Recyclinghof vorgehalten werden, können sie mit Neuteilen konkurrieren.“

Das versucht man in Berlin. Das BauElementeLager sammelt und verkauft seit etwa zwei Jahren in Spandau Bauteile fast aller Art. Das Angebot umfaßt Fenster und Türen, Bodendielen, Fliesen, Eisenträger oder Waschbecken. „Es gibt nicht nur einen Markt für historisch wertvolle Bauteile“, berichtet Betriebsleiter Christoph Happe, „auch einfache Fenster oder Sanitäreinrichtungen verkaufen sich gut“.

Schwierig ist es für die Firma jedoch, sich an normalen Ausschreibungen zu beteiligen. Denn laut Vorschrift müssen Bauteile „ungebraucht“ sein.

Thomas Schmitz-Günther