Schlappe Demo

■ Brunsbüttel: Kaum Beteiligung an Anti-AKW-Demo

Nur knapp 500 Menschen folgten am am Sonnabend dem Aufruf von immerhin über 40 Organisationen zur Demonstration gegen das AKW Brunsbüttel. Dabei hatten die Gruppen um Robin Wood, Eltern für unbelastete Nahrung, den Grünen und zahlreichen Initiativen fast zwei Monate lang in nahezu jeder größeren Stadt Norddeutschlands mobilisiert.

Es ist schon kurios: Die Atomwirtschaft zittert angesichts rot-grüner Landesregierungen und ungelöster Entsorgung des hochradioaktiven Atommülls um ihre weitere Existenz, an AKW-Neubau ist derzeit nicht zu denken. Aber während die Atomgegner in Initiativen, Behörden oder Öko-Instituten inzwischen zu einem Machtfaktor geworden sind, schafft es die Anti-AKW-Bewegung kaum noch, Menschen davon zu überzeugen, daß der Ausstieg aus der Atomenergie auch über eine starke Bewegung außerhalb von Parlamenten oder Behörden erstritten werden muß. Das liegt sicher nicht daran, daß den Menschen die Risiken der Atomenergie nicht bekannt sind. Die Risse im AKW Brunsbüttel haben erneut nachdrücklich unterstrichen, daß auch in westlichen Reaktoren der Super-GAU jeden Moment eintreten kann.

Daß dennoch nicht mehr als 500 Menschen nach Brunsbüttel kamen, mag daran liegen, daß Probleme wie Rassismus oder Wirtschaftskrise die Alltäglichkeit der Menschen derzeit viel direkter beschäftigen. Aber das träfe auch auf die Klimakatastrophe zu, deren vermeintliche Folgen schon heute allerorten ausgemacht werden. Und ein wesentlicher Motor der sich anbahnenden Klimakatastrophe ist eine auf Großtechnologien wie Atomkraftwerken basierende Energieversorgung, deren wesentliches Charakteristikum die grenzenlose Energieverschwendung ist.

Wer Klimakatastrophe und Super-GAU verhindern will, der wird nicht um den Versuch herumkommen,in Brunsbüttel, Krümmel oder anderswo auf der Straße aktiv zu werden.

Dirk Seifert