■ Das Portrait
: Gisela Wild

In schwarzem Ledermini und weißem Jackett stellte sie sich zur Wahl und machte das Rennen. Seit Montag abend hat Hamburgs FDP mit der Erfolgsanwältin Gisela Wild eine neue Spitzenkandidatin. Unter Listenplatz eins hätte die sechzigjährige Polit-Newcomerin es nicht getan. Entweder alles oder nichts, scheint ihr Motto, mit dem sie die FDP in den Wahlkampf für die vorgezogene Bürgerschaftswahl im September führen will. Eine Galionsfigur ihrer Partei will die gebürtige Schlesierin nicht sein. Mit den Worten: „Ich gehe in den Senat“, kündigte sie an, daß sie auch in die Regierungsverantwortung drängt.

Die Juristin in einer bundesweiten Anwaltssozietät hat sich zum Ziel gesetzt, frischen Wind in die Parteienlandschaft zu blasen. Derzeit kreisten die Parteien zu sehr um sich selbst, um Posten und Versorgungen. Mit Ministerpräsidentin Heide Simonis verbindet sie da die Pragmatik: „Wir sind wahrscheinlich beide sehr praktisch denkende Menschen.“

Neue FDP-Spitzenkandidatin in Hamburg Foto: AP

Schon nach dem Freiburger Studium war Wild klar, daß sie sich keinesfalls auf das frauentypische Familienrecht festlegen wollte. Die promovierte Expertin für internationales Kartellrecht, gewerblichen Rechtsschutz, Urheber- und Europarecht erstritt 1983 zusammen mit ihrer Kollegin Maja Stadler- Euler vor dem Bundesverfassungsgericht das Volkszählungsurteil. Zu ihrem sozialen Engagement kann die Mutter eines dreißigjährigen Sohnes außerdem eine Verfassungsbeschwerde zur günstigeren steuerlichen Behandlung von Kinderbetreuungskosten zählen.

Von reinen Quotenfrauen hält sie nichts. Auch wenn Frauen ohne die Quotenregelung „heute wohl noch nicht so weit wären“. Qualifikation ist Trumpf, und fachlich kompetente Frauen sollten daher Spitzenpositionen besetzen. Das Wort Feminismus bereitet ihr dabei Unbehagen: „Ich bin kein Blaustrumpf.“ Emanzipation sei eben für Frauen und für Männer wichtig.

Bedenken, sie könne wegen mangelnder politischer Erfahrungen mögliche Koalitionsverhandlungen mit der SPD nicht durchstehen, wischt Wild rigoros vom Tisch. „Ich habe zwar keine politische Verhandlungserfahrung, aber was meinen Sie, wie viele Vergleichsverhandlungen, in denen es um Millionensummen ging, ich schon geführt habe.“ flo