■ Das Portrait
: Der Dritte Mann

Wir wissen wenig über Klaus V. Aber wir ahnen, womit er jetzt seine Tage verbringt. Er sitzt in einem „Objekt“ des Bundeskriminalamtes und büffelt. So wie einst ehemalige Genossen und Genossinnen der Rote Armee Fraktion in einem Objekt der Stasi. Sie brüteten über ihrer neuen Identität: Geburtsdaten, Vornamen fiktiver Geschwister, Eltern und Großeltern, Geschichten aus der Jugendzeit – eine logische Kette von Ereignissen, an deren Ende ein neuer Mensch herauskommt.

Klaus V. unterscheidet von den Aussteigern aus der DDR, daß er seine Genossen, die angeblich demselben politischen Milieu entstammen wie er, verraten hat, ohne daß eine lebenslange Freiheitsstrafe über ihm hing. Er habe sich, so der Stern, dem rheinland-pfälzischen Verfassungsschutz als Informant angedient, „weil er Geld brauchte“. Kein außergewöhnliches Motiv. Aber doch ein bißchen dünn für jemanden, der – wenn man der Illustrierten glauben darf – bis zum vergangenen Sonntag „einer wie aus dem Apo- Bilderbuch der 68er“ war und schließlich Kontakte zur RAF knüpfte – bevor ihm der Schotter ausging und er die Schlapphüte in Mainz als geeignete Adresse entdeckte, dies zu ändern.

Klaus war immerhin der erste in der 22jährigen Geschichte der RAF, der die Fahnder an den Kern der Truppe führte. Da müssen Fragen erlaubt sein: Was hatte der „kleine Angestellte“ aus Wiesbaden (Spiegel) zu bieten, daß er das Vertrauen der Birgit Hogefeld gewann? Kam der Kontakt zur Untergrundgruppe ohne „Mutprobe“ zustande und vor allem ohne tätige Mithilfe des Verfassungsschutzes? „Offenbarte“ er seinem Führungsmann – zufällig nach dem Anschlag von Weiterstadt –, er werde bald bei einem Treffen der RAF- Kommandoebene dabeisein? Stellt sich so die „akribische kriminalistische Feinarbeit“ Alexander von Stahls dar?

That's him!? Foto:Frank Rogner

Am Donnerstag vorletzter Woche machte sich Klaus V., der in der Wiesbadener Szene, aus der er angeblich stammt, unbekannt ist, mit einem „Signalgeber“ auf nach Bad Kleinen. Dort ließen die bundesdeutschen Oberkriminalisten nicht nur die beiden RAF-Verdächtigen hochgehen, sondern auch ihren V-Mann. Warum, wo er für sie doch gerade erst richtig interessant wurde? gero