Jetzt kann's losgehen!

■ Internationaler Programmaustausch im Radionetzwerk

Freiburg (taz) – Auch wenn der Traum von der Vernetzung linker Projekte alt ist: rar sind die Beispiele für die konkrete Umsetzung solcher Vorstellungen. Werden doch eine Million Mark gebraucht, um ein Netzwerk freier Radios in Westeuropa zu schaffen, wie MitarbeiterInnen des legendären Freiburger Piratensenders Radio Dreyeckland (RDL) schon vor vier Jahren kalkulierten.

Eine utopische Summe für einen Sender, der als einzige (legal betriebene) Station in der Bundesrepublik eine Finanzierung über Werbung strikt ablehnt und sich allein mit Mitgliedsbeiträgen und Spenden am Existenzminimum entlanghangelt. Dennoch gelang vor rund einem Jahr der große Coup: Die Kommission für entwicklungspolitische Zusammenarbeit der EG genehmigte eine 50prozentige Finanzierung des Projekts mit einer Laufzeit von drei Jahren. 500.000 Mark fließen damit bis 1995 in die Kassen von InterKonneXiones (IKX), wie die Dreyeckländer ihr Netzwerk getauft haben. Die andere Hälfte soll aus sogenannten Drittmitteln von der Stiftung Umverteilen, der Heinrich-Böll-Stiftung oder der Grünen-nahen Buntstift-Stiftung aufgebracht werden. Schon in diesem Sommer kann jetzt eines der wichtigsten Ziele realisiert werden: der europaweite Austausch von Sendungen, die in einem in Freiburg eingerichteten Synchronstudio bearbeitet und dann an die Stationen weitergeleitet werden. Der „IKX-Brief“, ein Rundschreiben, wird dabei neben radaktionellen Beiträgen einen Überblick über die angebotenen Sendungen liefern.

Nach einem Treffen von rund 30 Radiostationen aus ganz Europa in Freiburg wurden unlängst einige Eckpunkte für die IKX-Arbeit festgelegt. Ein erklärtes Ziel des IKX-Teams bei RDL: dem Netzwerk seine Freiburg-Lastigkeit zu nehmen. Ein Handbuch über nichtkommerzielle Radios in Europa, das im Rahmen des Projektes erstellt wird und noch in diesem Jahr erscheint, soll deshalb die Grundlage für Kontakte zwischen den Sendern schaffen.

Einigkeit wurde auch darüber erzielt, daß der Programmaustausch sich zunächst einmal auf internationale Themen konzentrieren soll. Mit der Darstellung „der strukturellen Probleme in der sogenannten Dritten Welt“ will man der „sensations- und katastrophen-orientierten Berichterstattung“ herkömmlicher Medien entgegenwirken. Parallel mit der europapaweiten soll in ersten Schritten auch eine weltweite Vernetzung freier Radios angegangen werden. Auch hierfür gab es in Freiburg erste Beispiele: In Uruguay wird derzeit ein ähnliches Projekt für Südamerika geplant. Ulrich Fuchs