Brandanschlag selbst inszeniert?

■ Türkischer Familienvater festgenommen

Nürnberg (taz) – Die Kriminalpolizei Weiden wirft einem 29jährigen türkischen Staatsangehörigen vor, einen Brandanschlag auf seine Wohnung der oberpfälzischen Kleinstand Erbendorf selbst inszeniert zu haben. Wegen Verdachts der schweren Brandstiftung und des Versicherungsbetruges wurde der Mann vorgestern festgenommen.

In der Nacht vom 29. auf den 30. Juni brach im Kinderzimmer der Familie Güdük ein Feuer aus (siehe taz vom 20.7.93). Die beiden vier und fünf Jahre alten Kinder schliefen zur Tatzeit im elterlichen Schlafzimmer, da die Familie wochenlang vorher von einem anonymen Anrufer („Türken raus!“) bedroht worden war. 24 Menschen hielten sich zur Tatzeit in dem Mehrfamilienhaus auf. Der Metallarbeiter Mehmet Güdük, der seit 1986 in Deutschland lebt, berichtete der Polizei von einem Moltowcocktail, der von außen durch das Fenster in das Kinderzimmer geschleudert worden sei. Er habe dann eine Fensterscheibe von innen eingeschlagen, um vor dem Feuer aus der Wohnung fliehen zu können.

Das Gutachten des Bayerischen Landeskriminalamtes geht jedoch davon aus, daß die Scheibe im Kinderzimmer nur von innen nach außen eingeworfen wurde. Eine Verpuffung, wodurch die Scherben hätten nach außen fliegen können, schlossen die LKA-Gutachter ebenso aus wie eine Brandlegung von außen. Josef Gebauer, Sprecher der zuständigen Kriminalpolizei in Weiden, betonte, daß in dem Ergebnis des LKA-Gutachtens die Ermittlungen der Polizei gegen rechtsextreme Kreise im nahegelegenen Oberfranken im Zusammenhang mit dem Brand nicht abgeschlossen würden.

Gebauer freute sich jedoch, daß nun diejenigen betrübt seien, „die eine Fremdenfeindlichkeit in dem wunderschönen Städtchen Erbendorf herbeireden wollten“. Der festgenommene Mehmet Güdük streitet weiterhin entschieden ab, das Feuer selbst gelegt zu haben. Bernd Siegler