Sanssouci
: Vorschlag

■ Ausstellung: Exlibris deutscher Künstler

Christian Morgenstern hatte sich einen hämisch grinsenden Harlekin ausgewählt. Der Arzt D. Zarnikau blickte, wenn er eines seiner Bücher öffnete, auf ein von Totenschädeln übersätes Gräberfeld. Käthe Kollwitz radierte für ihren Sohn Hans einen spindeldürren Ikarus. Mit der Exlibris-Sammlung der Universitätsbibliothek Breslau hat das Kunstamt Tiergarten einen kleinen Schatz an Land gezogen.

Weil viele namhafte Künstler Exlibris entwarfen, waren sie auch Objekt von Sammlern: 18.000 der Namensschilder fanden sich in einer Privatsammlung um 1900. Unter den 200 Radierungen aus Breslau sind Exlibris von Künstlern wie Max Klinger, Bernhard Pankok, Emil Orlik und Heinrich Vogeler. Fritz Erler, Schöpfer des ersten Titelblattes der stilbildenden Zeitschrift „Jugend“, ist ebenso vertreten wie die heute fast vergessene Mathilde Ade oder der auf Erotica abonnierte Franz von Bayros. Oft waren Exlibris für die Auftraggeber Gelegenheit zur Selbstdarstellung. Sie offenbaren vieles über Bildung, Humor, Vorlieben und Macken ihrer Besitzer. Die überwiegend männliche Klientel neigte dazu, sich Frivoles in den Buchdeckel zu kleben. Man(n) sieht nackte Frauen in zahllosen Varianten – lüstern auf der Couch, von Satyrn verführt oder hilflos einer Horde geiler alter Männer ausgeliefert. Hugo Erfurth, der Fotograf, ließ Hexen auf ihren Besen über den Sternenhimmel reiten.

Fast sämtliche Sujets der Kupferstecher wurden angezapft: Arthur Schnitzler bestellte bei der Zeichnerin Emma Löwenstamm, seinem Temperament entsprechend, eine melancholisch verhangene Landschaft. Der Komponist Johannes Smith ließ sich sinnbildlich als Schmied verewigen, unter dem Hammer der Violinschlüssel. Die fiese Bulldogge eines Richard Brinn war wohl als Warnung vor ungefragter Ausleihe zu verstehen.

Unter den Ausstellungsstücken sind auch einige Exlibris, die Künstler für die eigene Bibliothek anfertigten. Emil Orlik schnitt sich ein modisches Motiv à la japonaise. Carl Streller zeichnete ein zweiflerisches Selbstportrait im Spiegel.

Die Ausstellung im Haus am Lützowplatz präsentiert die meist handsignierten Originaldrucke in edlen Passepartoutrahmen. Sie wurden der Übersichtlichkeit halber nach Themenkreisen geordnet. Der sorgfältig gemachte Katalog kostet in der Ausstellung zwanzig Mark. Ulrich Clewing

Bis 15. August, Di–So 11–18 Uhr, Haus am Lützowplatz