Ein harter Knochen

■ Peckinpah-Portrait, 23 Uhr, West 3

Von den vierzehn Filmen, die Sam Peckinpah im Laufe seiner Karriere zwischen 1961 und 1983 inszeniert hat, gehört mindestens eine Handvoll zu den sogenannten Meilensteinen der Filmgeschichte. Darunter Western wie „Ride High Country“, „The Wild Bunch“ und natürlich „Pat Garret & Billy The Kid“.

Aber wenn auch nur die Hälfte aller Legenden und Anekdoten stimmt, die über Peckinpah im Umlauf sind, war der Mann selbst sein bester und zugleich wüstester, spannendster und deprimierendster Film. Ein paar Sequenzen davon versucht US-Regisseur Paul Joyce in seinem Portrait des 1984 verstorbenen Peckinpah zu rekonstruieren. „Ein harter Knochen“ ist eine sympathisch unspektakuläre Dokumentation, zusammengesetzt aus wenigen, aber gut gewählten Filmausschnitten und Interviews mit siebzehn Leuten, die auf die eine oder andere Weise mit Peckinpah zu tun hatten. Autoren, Produzenten, Cutter und Schauspieler wie Kris Kristofferson (der während des gesamten Interviews die Klampfe nicht aus der Hand legt), James Coburn, Jason Robards und eine gut aufgelegte Ali McGraw. Sie stehen in der Landschaft oder sitzen auf voluminösen Sofas und erzählen Geschichten über Peckinpah, die man so oder ähnlich fast alle schon mal irgendwo gelesen hat: Sam Peckinpah, der Exzentriker; der Outlaw im Dauerclinch mit Produzenten, die ihm so ziemlich jeden Film verstümmelten; der Besessene, der seine Schauspieler auf dem Set systematisch terrorisierte und sie zu Höchstleistungen trieb. Stories über ein Genie, das seine manischen Depressionen mit Drogencocktails aller Art bekämpfte, bis es in seinem Leben ähnlich gefährlich zuging wie in seinen Filmen. Aber wenn sich in den Erinnerungen seiner Mitstreiter nicht alles zur Anekdote verklärt hat, muß Peckinpah alles in allem ein liebenswerter Verrückter gewesen sein. Hubert Hottner