Please Hammer, don't hurt me!

■ Seattle die nächste: Hammerbox am Montag in Hamburg

Einige amerikanische Musiker versteigen sich zu Äußerungen, die nie vorher über ihre Lippen drangen und doch schon beim ersten Aussprechen Verschleißerscheinungen zeigen. Das Quartett Hammerbox kreuzt nicht nur den schick-schmutzigen, schwere Akkorde transportierenden Grunge-Rock für Mädchen und Jungen mit dem in den 70er Jahren beliebten Bubblegum-Pop. Gitarrist Harris Thurmond und Sängerin Carrie Akre halten darüber hinaus in Interviews nicht mit Formulierungen hinter dem Berg, in dessen Tal die Erklärungsnot lauert und von dessen Spitze der Statement-Zwang im Verfolgungswahn herunterglotzt. Oberhalb der Baumgrenze rollte Sisyphos Schreuf ein paar Fragen zum Gipfel herauf.

taz: Eure neue LP „Numb“ klingt wie aus einem Guß, ihr bietet pro Song eine handliche Anzahl wertkonservativer Eingänglichkeiten in Arrangement und Melodien an. Habt ihr Hits geplant?

Harris Thurmond: Nicht in diesem Leben und nicht später. Wir haben genug Spaß an der Sache, um nicht auf kommerzielle Überlegungen Rücksicht nehmen zu müssen.

taz: Eure Musik erinnert mich an einen Slogan von vor über 10 Jahren: „Konsum ohne Reue.“

Carrie Akre: Wir machen Musik aus dem Bauch, etwas, das ich vertreten kann und nicht begründen muß. Von wegen „Konsum“: Ich habe noch von keinem Hammerbox-Fan gehört, der nach Anhören unserer Platten zugenommen hat.

taz: Klingt „Seattle“ für euch nach einem Haßwort?

Akre: Seattle entwickelt seinen größten Charme, wenn es in Strömen regnet.

Thurmond: Das Schlimmste an der Stadt zeigt sich dort Tag und Nacht: Kaum jemandem fällt auf, daß hier Musik gemacht und Revolutionen geplant werden. Deshalb zerbrechen jeden Sonntag nachmittag in den Ein-Zimmer-Wohnungen der Suburbs Träume.

taz: Was war wichtiger für euer Selbstverständnis, das Aufwachsen oder das In-einer-Band-sein?

Thurmond: Die persönliche Entwicklung hat mit Hammerbox noch ein paar Schübe erhalten.

Akre: I don care. Früher hörte ich Midnight Oil und mochte besonders die beiden Gitarristen, jetzt bin ich seit ein paar Jahren mit Kumpeln unterwegs. Meine Umgebung ändert sich schneller als ich.

Montag, Markthalle, 21 Uhr