Wahlkämpfers Kummercontainer

Doch, doch, wir merken es schon. Hamburgs Wahlkämpfer bekommen Muffensausen, das Kummerfax droht allmählich seinen Geist aufzugeben, der Abend der Entscheidung naht. Was da alles passieren kann!!! Der Kummerkasten wird da zwangsläufig zum Kummercontainer. Mancher Staatsrat denkt schon über die Investition in einen Homecomputer nach, um das drohende Freizeitloch zu überwinden. Pensionsansprüche werden überprüft, Stellenanzeigen gewälzt. Abgeordnete sorgen sich nicht mehr so sehr um das Loch im städtischen Haushalt, sondern rechnen schon mal durch, wo denn im Privat-Etat gekürzt werden könnte, wenn die Diäten wegfallen. Und selbst die Notare des Büros Voscherau, Krön und Henniges sollen sich schon Gedanken darüber machen, wo sie im Fall des Falles jenes Schreibtischmobiliar unterbringen sollen, das zur Zeit noch im Bürgermeisteramtszimmer untergestellt ist. Möbel Sorgen, Sorgen, nichts als Sorgen.

Und wenn dann noch lange geplante Wahlkampfveranstaltungen ausfallen. Ogottogott. Den Hamburger Jusos zum Beispiel war am Mittwochabend die Wahlvorfreude völlig vergangen. Sie sagte ihre Wahlfete im Pickenpack frustriert ab, als sie hörten, daß nicht ihr Henning Voscherau, sondern der Kandidat der leider nicht zur Wahl zugelassenen Kommunistischen Einheitspartei Deutschlands (KED), Dr. Kurt Euler, gefeierter Star des Abends sein würde. Euler hatte seine erste und einzige Kundgebung ausgerechnet direkt vor das Pickenpack gelegt, wo ihm etwa 150 Zuhörer begeistert zujubelten. Nein, da hätte Voscherau nicht mithalten können. Arme Jusos.

Ähnlich verbittert zeigt sich in der FDP-Presseinformation Nummer 253 Ex-Wirtschaftssenator Wilhelm Rahlfs, der sich vor lauter Angst ums Mandat in der Farbe vergriff und Werbung für die GAL machte. „Eine grüne Mitverantwortung für die Hamburger Wirtschaft“, so schreibt Rahlfs, „würde vielleicht dazu führen, daß die Kultur der Müsli-Esser gesteigert wird“. Hundertausende Hamburger Müsli-Esser, bisher laut Umfrage des Kellogs-Instituts noch unentschlossen, werden nun wissen, was sie zu wählen haben. So, lieber Rahlfs, schafft man die fünf Prozent nicht!

Dennoch auf zum Endspurt, Wahlkämpfers Kummerfax ist noch online bis Sonntag, 18 Uhr, Faxnummer: 3890 1710. uex