„Unsere Arbeit ist unterbezahlt“

■ Bremer Hebammen feiern 10jähriges Bestehen ihres Berufsverbandes und fordern mehr Geld

Heute feiern die Hebammen ganz unter sich und freuen sich, daß es sie seit 10 Jahren gibt. Der Berufsverband der Landeshebammenschaft Bremen mit insgesamt 145 Frauen macht eine kleine Vergnügungsfahrt mit dem Schiff. Vermutlich wird die eine oder andere Hebamme auch auf diesem Fest einen Pieper mit sich rumtragen müssen, um für ihre Schwangere bereit zu sein. Doch diese Tag- und Nachtbereitschaft zahlt ihr niemand.

„Eines unserer Hauptprobleme ist die Gebührenordnung“, sagt Monika Haas, Vorsitzende der Landeshebammenschaft Bremen. Der Bereitschaftsdienst von durchschnittlich fünf Wochen für jede Schwangere ist darin zum Beispiel nicht aufgeführt. Zum Teil lassen sich die Hebammen den Bereitschaftsdienst deshalb privat von den Schwangeren bezahlen. In Hamburg dagegen wird die Bereitschaft mit 300 bis 400 Mark bezahlt.

Einige Posten der Gebührenordnung sind seit der Neugestaltung 1986 nicht mehr erhöht worden: Für eine Hausgeburt werden 245 Mark (brutto) gezahlt. Bei einer normalen Geburt sind das etwa 13 Stunden Arbeitszeit. Eine freiberufliche Hebamme hat dann um die 50 Prozent Abzüge. „Das ist ein Witz, man kommt auf einen Stundenlohn von 10 Mark“, ergänzt Katja Janssen, stellvertretende Vorsitzende der Landeshebammenschaft. Auch das Fahrgeld ist seit 1986 konstant auf der Gebührenliste mit 85 Pfennig pro Kilometer aufgeführt.

Der Bund deutscher Hebammen verhandelt zur Zeit Erneuerungsvorschläge mit Vertretern des Bundesgesundheitsministeriums. Auf die letzte Teilerhöhung von 1990 war ihnen eine dreiprozentige Erhöhung angeboten worden. Sobald der Referentenentwurf vorliegt, können die Hebammen Einfluß nehmen über die Gesundheitsbehörden der einzelnen Länder, die wiederum leiten die Vorschläge nach Bonn weiter. „Hier in Bremen haben wir bislang eine gute Zusammenarbeit mit der Behörde“, sagt Haas.

Neben dem Kampf für eine bessere Entlohnung bietet die Landeshebammenschaft ihren Mitgliederinnen die Teilnahme an Weiterbildungsangeboten und stellt jedes Jahr eine neue Hebammenliste mit aktuellen Adressen auf. Diese Listen liegen bei den GynäkologInnen aus. Doch die Zusammenarbeit mit den FrauenärztInnen gestaltet sich unterschiedlich. Manche sind von der Kompetenz der Hebammen überzeugt, andere sehen die Gefahr, daß ihre Patientinnen abwandern könnten. „In Bremen hat die Hebammenkultur nie abgerissen“, sagt Janssen. Trotzdem wüßten viele Fraun gar nicht, daß sie ein Recht auf die Betreuung durch eine Hebamme haben, und daß die Krankenkasse dies bezahlt. Auf ihren Hausbesuchen bei den Frauen geben sie neben der persönlichen Gesprächsatmosphäre und der Schwangerenbetreuung auch Auskunft über soziale Hilfen für die Frauen. Janssen wünscht sich: „Daß die Frauen ihre Schwangerschaft mit einer Hebamme in Verbindung bringen.“ Vivianne Agena