Erneuern, aber wie? Und mit wem?

■ Die FDP auf der Suche nach dem verlorenen Profil

So richtig schienen die FDP-Delegierten am Mittwoch abend noch nicht begriffen zu haben, was künftig auf sie zukommt: Die Stimmung auf dem kleinen Parteitag rutschte von Rührseligkeit über Kritik bis hin zu Heiterkeitsaubrüchen. Eine spürbare Depression über den Rausschmiß aus der Bürgeschaft kam nicht auf. Einzig Frank-Michael Wiegand, ehemaliger Bürgerschaftabgeordneter, zeigte sich als Realist: „Heute ist der letzter Parteitag, für den sich die Medien interessieren werden. Ab jetzt werden wir um jedes Wort in der Presse kämpfen müssen.“

Zunächst mußten jedoch die obligaten Dankesworte gefunden werden: an Robert Vogel, der nach sechsjähriger Amtszeit als Landesvorsitzender zurücktrat, wie an die gescheiterte und selbst aus den eigenen Reihen geschmähte Spitzenkandidatin Gisela Wild. Es habe sie getroffen, erklärte sie denn auch, daß einige Parteimitglieder ihr offen in den Rücken gefallen seien. Nicht zuletzt damit habe sich die FDP als zerissen und nicht eben anziehend gezeigt. Trotzdem werde sie in der Partei aktiv bleiben: „Ich bin eine Seiteneinsteigerin, aber keine Seitenaussteigerin.“

Mit welchen Themen und mit welchem Profil die FDP sich künftig ins öffentliche Interesse drängen will, steht noch in den Sternen. Bei der Rückschau fiel die Bilanz der Delegierten jedenfalls nicht nur hart, sondern auch konträr aus. Für einige mangelt es bei den Liberalen an sozialem Gefühl, andere plädieren für eine Stärkung des wirtschaftspolitischen Profils.

Ebenso zerissen zeigte man sich in der Frage der Erneuerung: Ob eine Aufbaukur mit den alten Funktionären möglich ist, oder ob dafür der Landesvorstand den Hut nehmen muß, darüber herrschten spürbar Meinungsverschiedenheiten. Der Rücktrittsantrag einiger Kreisverbände wurde nur mit knapper Mehrheit zurückgewiesen. sako