Altonas CDU im Tarnanzug

■ Christdemokraten treten van Hooven in den Allerwertesten

Betrachtet man die Äußerlichkeiten, dann hat sich in der vergangenen Woche in der Altonaer CDU Revolutionäres zugetragen.

Ein 34jähriger politischer Jung–spund, Stoppelbart, etwas zu groß geratener Pullover, heftig an der Benson & Hedges saugend, wird zum Kreisvorsitzenden gewählt. Sein Konkurrent, Banker im Ruhestand, leichte Segelbräune, ein maßgeschneiderter Konservativer, hat bei der Abstimmung der Kreisdelegierten am vergangenen Freitagabend keine Chance. Gerade mal 18 Stimmen für den 68jährigen Eckart van Hooven. 47 dagegen für Sven Hielscher, 34. Applaus.

Auch von der politischen Führung der Hamburger CDU. „Der konsequente Verjüngungskurs wird fortgesetzt“, jubelt Parteichef Dirk Fischer. Und Ole von Beust, Bürgermeisterkandidat in spe assistiert: „Ein Generationswechsel war dringend notwendig.“ Altonas CDU, dereinst Hort Echternachscher Konspiration, auf strammem Reformkurs?

Es gibt Hinweise darauf, daß die Wahl Hielschers eher das Gegenteil belegt. Da ist zum einen jene Mitgliederversammlung der Union am vergangenen Montag, bei der die Parteibasis sich mit überwältigender Mehrheit für van Hooven ausgesprochen hatte. Gegen den Willen von Parteichef Fischer, der diese als „Meinungsbild“ getarnte Parteivolksabstimmung gerne verhindert hätte. Und da ist zum anderen der Verlauf der Kreisdelegiertenversammlung am Freitagabend, deren Tagesordnung noch nicht einmal eine Kandidatenbefragung vorsieht. Ein Geschäftsordnungsantrag, den beiden Rivalen zumindest Fragen stellen zu dürfen, wird von der Funktionärsmehrheit flugs abgebügelt. Ruhe als erste Delegiertenpflicht? Vielleicht weil, wie van Hooven vor dem Wahlgang stichelte, „viel telefoniert worden ist vor der Abstimmung“. Kein Zufall also, daß van Hooven bei der Abstimmung hoffnungslos unterlegen war?

Er habe, so berichtet der Unterlegene, Dirk Fischer bereits zweimal seine Mitarbeit angeboten. Als Schatten-Wirtschaftssenator vor der letzten Bürgerschaftswahl. Und auch für einen Platz im Landesparlament hätte er nur allzu gern kandidiert. Fischer, sonst unentwegt auf der Suche nach „Wirtschaftssachverstand“ für die Hamburger Union, hat geblockt. Van Hooven, im Auftreten dem früheren FDP-Chef Robert Vogel nicht unähnlich, gilt als Querkopf. Ein braver Kreisvorsitzer wäre er nicht geworden. Ein eitler aber allemal.

„Mein Problem mit der Partei ist, daß sie keine Verwendung für mich sieht.“ Das quält einen, der sich selbst für sowas von kompetent hält, erheblich. „Ich bin ein absoluter Experte für Norddeutschland ...“; „ich glaube, daß ich für die CDU noch etwas tun kann ...“; „mein wirtschaftlicher Sachverstand ...“. Wahlverlierer van Hooven schwadroniert.

Wahlsieger Hielscher sitzt derweil daneben, starrt auf die Tischplatte und saugt. Doch, doch, er sei auch für eine Urwahl des Kreisvorsitzenden, „unter ganz bestimmten Bedingungen“; Reformen dürften „nicht gegen, sondern nur mit dem Landesvorstand durchgesetzt werden“. Kein eitler Kreisvorsitzer, ein braver aber allemal. uex