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„Go in“ mit unschönem Ausgang

■ Schanzenviertel: Verhandlungen um Laue-Komplex gescheitert

Farbeier gegen Fassade und Fensterscheiben, eine demolierte Gegensprechanlage und mit Plakaten vollgekleisterte Kontorfenster: Das ist die Bilanz eines „Go in“ von rund 30 Aktivistinnen des Wohnprojekts „Nimm 2“ im Büro des Projektleiters Thomas Lange, der für die Investorengruppe BOSW das Ex-Laue-Areal zwischen Schanzen-, Ludwig- und Kampstraße instandsetzen soll.

Damit sind die Verhandlungen über die Unterbringung eines Wohnprojekts auf dem seit sechs Jahren leerstehenden Fabrikgelände faktisch gescheitert, aus Sicht des Projekts wegen eines überhöhten Verkaufsangebots.

Seit Jahresbeginn dauert der Poker zwischen „Nimm 2“, der Baugenossenschaft „Schanze eG“, dem alternativen Sanierungsträger „Stattbau“ und Projektplaner Lange an. Im Mai hatte Lange selbst das Gebäude Ludwigstraße 8 als mögliches Objekt für alternatives Wohnen ins Spiel gebracht. Eine Sprecherin des Wohnprojekts: „Mit dieser Perspektive, in einem anderen Haus zu wohnen, haben wir uns auseinandergesetzt. Wir waren bereit, darüber zu reden.“ Vor wenigen Wochen machte deshalb der Sanierungsträger „Stattbau“ ein Kaufangebot in Höhe von 1,1 Millionen Mark. Die „Schanze eG“ sollte das Gebäude kaufen und auf Grundlage der Höchstmiete des sozialen Wohnungsbaus an „Nimm 2“ weitervermieten.

Doch Lange präsentierte kürzlich ein „Gegenangebot“ in Höhe von 2,3 Millionen Mark. „Bei dem Kaufpreis kämen wir auf einen Mietpreis von 20 Mark pro Quadratmeter,“ so die Kritik. Zudem residiert seit wenigen Wochen das Projektbüro Lange ausgerechnet in dem Haus, das angeblich für „Nimm 2“ zur Disposition steht – voraussichtlich für die nächsten fünf Jahre. Die Sprecherin: „Wir werten dies als gezielte Provokation und als Abbruch der Verhandlungen durch die Gegenseite.“

Kai von Appen

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