Alle Töne in den Sound

■ Das Debutalbum von „Deutschmark Bob & The Deficits“ wird vorgestellt

Die Geschichte könnte so vor sich gegangen sein: Um zunächst ihr Vorgehen als Kolonialisten ein bißchen zu beschönigen, erfanden die Europäer das Kunstlied und seine Melodie. Die eingewanderten amerikanischen Siedler aber hielten nach dem brutalen Vorgehen nicht nur der Kolonialisten Cortez und Pizarro das Kunstlied, seine Melodie und seine Lyrik für nicht mehr möglich. Sie entdeckten Möglichkeiten, auf die lullenden, säuseligen Töne zu verzichten. Dazu schmissen sie einfach alle Melodien zusammen und erhielten so den „Sound“.

Schon vor Kerouac hieß das Hauptwort für die Siedler „Unterwegs“. Das Morden und Totschlagen durch die einen bereitete die Reisen zur Besiedlung durch die anderen vor. In dem Zusammenhang dieser Reisen mit deren Vorbereitung erkannten die weißen Amerikaner den „Rhythmus“, den Wahnsinn und die Gesellschaft.

Roberts Herz war schon erobert, als er vor ein paar Jahren verliebt den Rückweg von dem US-amerikanischen Staat Louisiana über den Atlantik antrat. Sein Künstlername Deutschmark-Bob liest sich, als hätte jemand eine Anweisung aus dem Marshallplan, den die US-Amerikaner zur Regelung der Wirtschaft im Nachkriegsdeutschland konzipierten, parodistisch mißbraucht. Der Musiker und Maler spielt Gitarre und krächztbrüllt durch alte, wenn nicht geil schlechte Mikrofone. So macht Robert „Sound“. Der Schlagzeuger Guido ist ein Idealist, der verzeihen kann, wenn Gastronomen ihn wegen seines ärmellosen T-Shirts nicht bedienen wollen. Mit sanfter Ironie setzt sich Guido deshalb unter dem Namen Tanktop ans Schlagzeug. Guido trommelt lässig und manchmal verstockt, so daß jeder sich erinnert, daß der oben erwähnte Rhythmus eben weniger etwas vorgibt, sondern erzählt, was zu ihm geführt hat. Das klingt bei Guido mindestens kämpferisch.

Susie ist die Großkritikerin bei der Gruppe Deutschmark Bob & The Deficits. Mit dem genauen Blick für die Essenz eines Songs wechselt sie zwischen Gitarre und Schlagzeug hin und her.

Am 19. Juli stellt die Band – nach der Single Mexico Americano jetzt ihre erste, bei dem Hamburger Label Crypt Records erschienene Langspielplatte mit dem Titel Bad W/Wimen vor.

Kristof Schreuf

Heute, 22 Uhr, Heinz Karmers