Unibibliothek online

■ Umbauarbeiten für das Magazin, die elektronische Ausleihe und einen Zeitschriftensaal haben begonnen

In der Unibibliothek wird derzeit kräftig umgebaut. Überall werden Kabel gezogen, ein neuer Zeitschriftensaal entsteht im Erdgeschoß, und Ende letzter Woche wurde der Bibliothek auch die längst überfällige Magazinerweiterung bewilligt. Deren Kosten von zehn Millionen Mark werden je zur Hälfte von Bund und Land getragen. Der 2.000 Quadratmeter große Anbau soll 1998 fertiggestellt sein und Platz für Bücher und vor allem Zeitschriften schaffen, die jetzt noch im Magazin durcheinander auf dem Boden liegen.

„Seit 20 Jahren ist der Platzmangel ersichtlich, seit Ende der 80er Jahre ist er richtig akut“, sagt Dr. Jürgen Babendreier, stellvertretender Direktor der Universitätsbibliothek. Damals war zumindest eine vorübergehende Lösung mit dem Bau der Kompaktanlage im Magazin geschaffen worden. Die Bücherregale wurden auf Schienen gesetzt, so daß die Zwischenräume eingespart werden konnten. Raum für mehrere hunderttausende Bücher sei so entstanden, sagt Babendreier. Doch schon wenig später war auch diese Lösung zu klein. Die seit 1993 amtierende neue Bibliotheksdirektorin, Annette Rath-Beckmann, konkretisierte deshalb die Planung einer Magazinerweiterung.

Weniger erfreulich ist die Personallage in der Universitätsbibliothek. Von ehemals 200 Stellen sind heute nur noch 150 übrig geblieben. 50 Stellen waren bereits im Vorgriff auf die Einführung moderner Datenverarbeitung abgebaut worden. Allerdings werden die längst überfälligen Computerterminals erst jetzt angeschafft. Bremen kommt damit auf einen Standard, der in anderen Universitätsbibliotheken längst üblich ist. Für die NutzerInnen entfällt die lästige Sucherei an Mikrofilmlesegeräten oder Karteikästen. Buchrecherche und selbst die Ausleihe können vom Benutzer in Zukunft selbst erledigt werden – mit einem Modem sogar von zu Hause aus. Babendreier versteht die künftige Rolle der Universitätsbibliothek denn auch als ein modernes Dienstleistungsunternehmen: „Das Ziel ist die absolute Selbstverbuchung der Bücher, d.h. der Interessent nimmt sein Buch aus dem Regal, entsichert es durch die Verbuchung mit einem Scanner und begleicht eventuell entstehende Kosten mit einer Chipkarte.“

Das von diesen Routineaufgaben entlastete Personal ist dann für die Problemfälle und die Anfragen von außen zuständig. So wird Bremen zum Beispiel an das „Rapid Document Delivery“ angeschlossen. BenutzerInnen in anderen Städten können sich Aufsätze aus Bremer Büchern online bestellen. Durch das dafür erfroderliche Einscannen entsteht Mehrarbeit für das Personal.

Noch schlechter als ums Personal steht es in der Universitätsbibliothek um den Ankauf neuer Bücher und neuer Medien. Die Regale für Neuerscheinungen sind in Bremen schon lange abgeschafft worden, denn Neuerscheinungen werden immmer mehr zur Rarität in der Unibliothek. Im normalen Haushalt ist überhaupt kein Geld für den Bücherkauf vorhanden, selbst die Zeitschriftenabos lassen sich nicht mehr aus dem laufenden Etat bezahlen. Zwar stehen inzwischen als Ersatz 1,3 Millionen Mark aus dem Investitionssonderprogramm (ISP) zur Verfügung, doch viele Standardwerke fehlen in der Bremer Unibibliothek schlichtweg, neue Medien wie CD-ROM's sind so gut wie überhaupt nicht vorhanden. Der Senat vertröstet auf den neuen Hochschulgesamtplan, der im Herbst verabschiedet werden soll. mic