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Uni hinkt nach

■ Erstsemester warten auf Studi-Ausweise

Studierende müssen selbständig ihren Weg durch den Uni-Dschungel finden. Die Selbständigkeit, die die Universität Bremen vielen Erstsemestern in diesem Jahr abverlangt, hat allerdings eine neue Qualität: Zum Vorlesungsbeginn hatten laut Studienberatung knapp 1.000 der 3.000 Studienanfänger noch keine Einschreibbestätigung.

Wenn sie nicht selbst aktiv geworden sind, haben sie nicht gewußt, ob sie eingeschrieben sind und wann es losgeht.

Ohne Studiennachweis kann der Bafög-Antrag nicht bearbeitet werden, sodaß viele Bafög-Bezieher erst im November oder Dezember Geld bekommen. Özden Konuralp, Politikstudent im ersten Semester, kann seine alte Wohnung in Bielefeld nicht kündigen, weil er nicht hundertprozentig weiß, ob sein Oberstufenkolleg-Abitur anerkannt wird. „Bisher wollte mir niemand schriftlich bestätigen, daß ich in Bremen studieren kann“, beschreibt Özden sein Dilemma. Die Bielefelder Wohnung schlägt nun mit 450 Mark extra zu Buche. „Mich regt auf, daß die Uni nicht mal eine Nachricht geschickt hat“, schimpft Özden.

Der Wunsch nach einer extra Verzögerungsmitteilung sei von der Verwaltung immer mit dem Hinweis auf den Aufwand abgelehnt worden, erklärt Andreas Hein vom AStA-Vorstand: „Das ist in jedem Jahr das gleiche. Allerdings hatte es noch nie dieses Ausmaß.“ Die Uni-Verwaltung sei die „totale Behörde“, bei der man kaum etwas erreichen könne.

Auch für die AOK ist es nichts Neues, auf die Bescheide ihrer studierenden Versicherten zu warten. „Die Versicherung gilt rückwirkend“, beruhigt man dort.

Das Problem sei durch ein geändertes Antragsformular entstanden, so die Uni-Verwaltung. „Wir sind nicht glücklich mit der Situation“, sagt der zuständige Sachgebietsleiter Karl Odendahl. Es solle demnächst eine Arbeitsgruppe eingerichtet werden. Gedacht sei an eine extra Auskunfts-Hotline und Express-Bearbeitung für Bafög-Bezieher. Steffen Schulz

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