Die literarische Woche

Heute: Peinliches und Güte, Komik und Tiefsinn, Eitelkeit und Beschimpfungen haben ihren Platz beim Poetry-Slam. Diese Art der Literaturveranstaltungen, die es inzwischen von Chicago ausgehend in der ganzen Welt gibt, leihen das Wort dem Breitensport. Jeder, der genügend Selbstdarstellungskräfte in sich fühlt, um sich mit seinem Geschriebenen vor Publikum zu werfen, ist jeden letzten Dienstag im Monat zur Teilnahme eingeladen. Publikum natürlich auch. 20 Uhr, fools garden, Lerchenstr. 113

Heute:Oskar Negt ist der abschließend Vortragende der William Morris-Vorlesung an der Kunsthochschule. Der Kunsthandwerker, Sozialreformer und Mitbegründer der Arts-and-Crafts-Bewegung wird von Negt auf seine andere Vorstellung von Arbeit hin untersucht. 19 Uhr, Hochschule für bildende Künste, Lerchenfeld 2

Heute und Mittwoch: Österreichische Autoren haben in den letzten Jahren mit Dramen und Prosa dafür gesorgt, daß man den Subtext des alpinen Irrsinns lesen gelernt hat. Was aber machen die jungen Schweizer mit ihrer erdrückenden Ordnungsfreundlichkeit, wenn sie nicht aufs Drücken verfallen? Ruth Schweikert, Perikles Monioudis, Urs Richle und Peter Weber haben ein Netz gegründet, eine lose Verbindung schriftstellerischer Haltungen, die sich um eine neue literarische Forscherjugend bemüht. Mit Romanen, Krimis und Erzählungen breiten sie eine neue Sprachlandschaft aus, in die man jetzt zwei Tage mal versuchsweise hineinwandern kann. Di: Weber/Richle; Mi: Monioudis/Schweikert, jeweils 20 Uhr, Literaturhaus, 1. Stock

Mittwoch: Die Autobiographie von Roman Frister beginnt mit einer glücklichen Kindheit und führt zu einem bedeutenden Journalisten-Dasein bei der israelischen Tageszeitung Haaretz. Dazwischen aber liegt die nationalsozialistische Vernichtungsherrschaft und für Frister KZ und Todesmarsch. Als Journalist im Nachkriegspolen bekommt er Probleme mit dem Stalinismus und wandert nach Israel aus. Die Mütze oder Der Preis des Lebens war in Israel und Polen ein viel beachtetes Buch. Jetzt stellt Frister es in Deutschland vor. 20 Uhr, Heinrich-Heine-Buchhandlung, Schlüterstr. 1

Donnerstag: Ob Literatur und Computer immer noch ein Reizthema ist? Das Publikumsinteresse bei der Veranstaltung mit neun Autoren (Rolf Eigenwald, Ulrike Vedder, Caro Grüber, Johannes Hennies, Johanna Lühr, Valerie von Scheel, Uwe Wilms, Jochen Stüsser, Günter Dunz-Wolff) wird zeigen, ob die Verbindung nicht längst eine Selbstverständlichkeit ist. 20 Uhr, Christianeum, Otto-Ernst-Str. 34

Freitag: Im Rahmenprogramm von Oscar Wildes Bunbury veranstaltet das Thalia Theater wieder eine Nacht der Dandys. Stephan Benson und Dietmar König lesen Texte von und über diese „extravagante Spezies“. 23 Uhr, Thalia, Alstertor 1

Sonntag:Stern- und Tempo-Ex-Chef Michael Jürgs hat ein neues Enthüllungsbuch geschrieben: Die Treuhänder ist zwar ein Wirtschaftskrimi über den Geldschmuh in der Westdeutschen Besatzungszone, aber die Bezüge sind wohl so deutlich, daß im Anschluß u. a. Birgit Breuel, Gregor Gysi, Hans Modrow und Klaus von Dohnanyi den Bestseller diskutieren. 22 Uhr, Thalia tlb