Chic mit Schlickblick

Bergedorfer Schlickhügel Feldhofe soll auf 40 Meter erhöht und Freizeitpark werden  ■ Von Heike Haarhoff

„Naja“, sagt Peter Gabriel in hanseatischer Bescheidenheit, „ein richtiges Wahrzeichen wird der Schlickhügel Feldhofe für Bergedorf wohl nicht.“Doch Gabriel, Sozialdemokrat und Vorsitzender des Ausschusses für Stadtplanung in diesem randständigen Bezirk im Hamburger Osten, ist trotzdem fest entschlossen, alles dafür zu tun, daß Berge-Dorf endlich seinem Namen gerecht wird.

Deshalb will er Hügel auf das platte Land setzen, meterhohe Halden aus Sand und Elbschlick am Autobahnkreuz nach Berlin noch höher schichten. Damit alle Reisenden bereits von ferne erkennen: Bergedorf hält, was es verspricht. Und mit ihm wollen das die CDU, die Verwaltung und vor allem die Wirtschaftsbehörde. Die nämlich wüßte wirklich nicht mehr, wohin mit ihren zig Tonnen Baggergut aus der Elbe, wenn Gabriel nicht versicherte: „Der Schlickhügel Feldhofe wird auf 38 Meter plus zwei Meter Abdichtungsschicht erhöht.“

Derzeit ist die schlammig-braune Giftdeponie nahe des Moorfleeter Deichs „nur“13 Meter hoch und hat damit ihre im Jahr 1990 genehmigte Höchsthöhe von 14 Metern bald ausgereizt. Am Montag wird Gabriel den aufgeregten BergedorferInnen erklären, weshalb ihnen nur Vorteile entstehen, wenn sie der Erhöhung zustimmen: „Später kann man den Hügel schön bepflanzen, Rasen säen und Wanderwege anlegen“, schwärmt er von dem neuen „Freizeitpark“, der nach Informationen der taz „Hügelereignis Schlickblick“heißen soll.

Herr Wittmann vom Stadtplanungsamt pflichtet ihm bei. „Natürlich“habe Bergedorf in den Vier- und Marschlanden schon jetzt „sehr reizvolle Aktivitäten“zu bieten, doch die seien leider „alle linear: Was fehlt, ist ein Rundwegesystem“. Und das wollen nun ausgerechnet die Grünen ihm verleiden. Bis die 38 Meter Endhöhe erreicht seien, „vergehen 20 Jahre“, klagt die GAL-Abgeordnete Wiebke König. Solange könne „der ganz heftige Wind in unserer Gegend“den schwermetallhaltigen Boden munter verteilen. Auch der Naturschutzbund warnt vor dem „Giftmüll“.

„Wenn Sie ne Handvoll Hühnerkacke essen, ist das auch giftig“, giftet der Arbeiter auf der Schlickhalde. Man müsse sich doch auch mal vorstellen, wie toll der Schlammberg im Winter als Rodelbahn wäre. Vielleicht gar mit Sessellift! Zumal die Senatskommission für Umwelt und Stadtentwicklung dem Bezirk satte „zwei Millionen Mark für Ausgleich und Ersatzmaßnahmen“versprochen hat, bestätigt die Wirtschaftsbehörde in stiller Dankbarkeit.

Damit, glaubt der Haldenarbeiter, lasse sich ein klasse Park finanzieren. Wenngleich der Standortnachteil im Vergleich zum Francoper Schlickhügel nicht zu leugnen sei: „Die haben Blick auf Süderelbe und Obstgärten, wir leider nur auf Autobahn und Bahngleise.“

Die Öffentliche Plandiskussion findet am 10. März um 18.30 Uhr im Kulturheim Mittlerer Landweg statt.