Potenzierung: Geschüttelt, nicht gerührt

Auch gestandene Schulmediziner greifen gerne zu den von vielen Patienten nachgefragten und obendrein auch noch kostengünstigen homöopathischen Arzneimitteln — obwohl man nicht genau weiß, warum sie wirken. Der Anteil der „Ursubstanz“ in solch einem Präparat ist nämlich im wahrsten Sinne des Wortes verschwindend gering.

Homöopathika gehören zu den Naturheilmitteln, also aus natürlichen Stoffen hergestellten Arzneien, bedürfen aber eines ganz besonderen Herstellungsverfahrens. Ein Tropfen der Ursubstanz wird in zehn Tropfen Wasser gegeben und nach einem ausgeklügelten Verfahren verschüttelt. Das Ergebnis: Eine Dezi-, also eine Zehnerpotenz, abgekürzt D 1. Ein Tropfen davon wird wiederum mit neun Tropfen Wasser zur D 2 verschüttelt und so weiter.

Je nach Hersteller und Verfahren sind neben den Zehner- auch andere Verdünnungsschritte wie etwa die Centi- oder kurz C-Potenzen möglich, also ein Tropfen Grundsubstanz auf 100 Tropfen Wasser.

Jede Potenzierung der Ursubstanz mit dem „Energieträger“ Wasser soll dabei eine Steigerung ihrer Wirkung nach sich ziehen. Eine D-12-Potenz, die einem Tropfen Ursubstanz im Bodensee entsprechen würde, ist demnach wirkungsvoller als eine D-6-Potenz. Weil aber die Grundstoffe in derartiger Verdünnung mit naturwissenschaftlichen Methoden nicht mehr nachzuweisen sind, spotten Kritiker, die Homöopathen würden ihre Erfolge vor allem dem Placebo-Effekt verdanken. Dagegen spricht freilich, daß sich erwiesenermaßen sogar Haustiere mit Homöopathika wieder aufpäppeln lassen. Die Hannoveraner Esoterik-Buchhändlerin Kristine Schrader: „Mein Hund weiß doch nicht, was ich ihm in sein Essen mische, aber gesund wird er trotzdem.“ L.R.