Palast-Dekoration

Mit der Galerie der Gegenwart betreibe die Kunsthalle „Publikumsbetrug“, meinen einige Hamburger Künstler um das Eimsbüttler Kulturzentrum Kunststück. In Wirklichkeit sei das Haus eine „Galerie der jüngsten Vergangenheit“. Um das zu ändern, schmuggelten sie gestern nachmittag eigene Kunst ins Haus. Burkhard Bürger hatte ein Stück Rasen und ebensoviel Granit mitgebracht und stellte sich halbnackt und halb in Arbeitskleidung mit dem einen Fuß in die Natur und mit dem anderen auf die harten Tatsachen. Brote wurden zerschnitten, Teufel verteilt, ein Landschaftskissen und ein Gehirnkasten deponiert. Die Besucher fanden's nett, die Kunsthallenleitung reagierte gelassen: Frank Barth bestand lediglich auf einer nachträglichen Anmeldung der Aktion. Der Skandal im Tempel blieb aus. „Das Museum ist ein guter Ort zur Selbstdarstellung“, meinte der Kunstgeschichtler und zitierte dann Beuys: „... aber die wahren Mysterien finden im Hauptbahnhof statt.“ Hajo Schiff