Das Promille-Alphabet

■ Die Titanic-Autoren Roth-Rudolf stellen morgen im Schlachthof ihr frischgebrautes „Bier! – Das Lexikon“vor

Es gibt Arbeiten, um die man jemanden beneidet: 3.270 Sorten Bier haben die Autoren Jürgen Roth und Michael Rudolf getestet. 853 Marken wurden schließlich in ein erstaunliches Nachschlagewerk aufgenommen: „Bier! - Das Lexikon“. Morgen lesen Rudolf-Roth daraus im Schlachthof.

Schon als „Titanic“-Lohnschreiber haben die beiden Autoren oft Urkomisches verfaßt. Folglich wird unterhaltsam und humorig aus der Fan-Perspektive über Gerstensaft aus aller Herren Länder, aber auch über wichtige andere Aspekte zum Thema - „Reinheitsgebot“, „Bierbauch“oder „Harald Juhnke“- schwadroniert. Allerdings: Wer beim Promille-Alphabet als Stichwort „Tankstelle“erwähnt, darf eigentlich auch vom „Sechserträger“nicht schweigen.

Geschmackstechnisch geben sich die Autoren dafür um so basisnäher: Warsteiner wird als „am Computer entworfenes, bierähnliches Produkt, gemacht für Gelegenheitsmenschen“, entlarvt, und mexikanische In-Biere bekommen ebenfalls kräftig Schmähungen eingeschenkt. Als trinkbar gelten dagegen Flens oder Pilsener Urquell.

Allerdings dürfte nicht nur Lokalpatrioten aufstoßen, daß Bremen von den Autoren als biertechnisches Entwicklungsland behandelt wird. Gerade mal Beck's, das Flaggschiff der Bremer Braukunst, findet Eingang ins Lexikon – allerdings nur, um geschmäht zu werden: „Schmeckt immer so, wie man sich gerade fühlt, also meistens schlecht.“Schon ein wegen seiner massenhaften Verbreitung auf allen Baustellen zwischen Wildeshausen und Oyten erwähnenswertes Getränk wie Haake Beck sucht der Leser vergebens. Da verwundert es nicht, daß den Autoren die Feinheiten der Bremer Braukunst von Hemelinger bis Kräusen erst recht verschlossen bleiben. Eine Menge Diskussionsbedarf besteht also, wenn Roth und Rudolf ihr Buch morgen vorstellen werden.

L.R.

Jürgen Roth und Michael Rudolf lesen aus „Bier! - Das Lexikon“am Dienstag, den 27.5., ab 21 Uhr im Schlachthof-Magazinkeller , Findorffstraße