Beweis: Evas Rippe war für Ada

■ Die Ausstellung „Frauenpaare“in der Sphinx räumt mit maskulinen und heterosexuellen Mythen auf

Am Anfang waren Adam und Eva. Oder das Wort. In jedem Falle war der Gott männlich und das erste Menschenpaar ein heterosexuelles. Wann immer die Archäologen ein in Stein geritztes Menschenpaar finden, handelt es sich deswegen um Mann und Weib. Logisch.

Heute muß man sagen: Es war einmal logisch. Die feministische Wissenschaftskritik der siebziger Jahre ging auch an dem Studienfach Archäologie nicht spurlos vorüber. Heute ist klar: Vieles wurde falsch gedeutet. Zum Beispiel Figurenpaare aus der Altsteinzeit, deren sekundäre Geschlechtsmerkmale eindeutig auf zwei Frauen hinwiesen, wurden von der Archäologie zunächst als Frau-Mann-Paar gedeutet. Die Urgeschichtsforscherin Gabriele Meixner kommentiert: „Das war eine Sicht, die eindeutig Heterosexualität bevorzugt.“

Fakt ist: Die meisten der in der Urzeit der Menschen dargestellten Paare sind Frauenpaare, die Kombination Mann-Frau kommt nur selten vor. Nun heißt diese Erkenntnis noch lange nicht, daß die Figurinen und Gravuren Sexualität miteinander teilten. Ihre Bedeutung ist noch nicht erforscht. Aber sie erfüllen das Auge. Zum Beispiel in der von Meix-ner zusammengetragenen Ausstellung mit dem schlichten Titel Frauenpaare. Drei Wandtafeln zeigen Fotografien und Repliken aus 26.000 Jahren Frauengeschichte: Mutter und Tochter, die auf die vererbte weibliche Abstammung hinweisen. Die Doppelköniginnen auf den Siegelringen von Kreta, die während der Bronzezeit in Amt und Würden standen, die zu zweit ein Pferdegespann lenkten und auch die Staatsgeschäfte als Priesterinnen im Amt. Die zwei Schwestern, die als gleichberechtigte Kräfte die Welt entstehen ließen, wie es bei den Aborigines überliefert ist. Zwei Tänzerinnen, die in der Antike orgiastische Kulte zelebrierten. Und immer wieder das merkwürdige Dreierpaar: Oben zwei Frauen, vier Brüste, aber unten nur ein einziger Unterleib. In allen osteuropäischen Kulturen kommen sie vor: die bauchigen Vasen mit zwei weiblichen Oberkörpern. „Fruchtbarkeitskult“, tippte die Matriarchatsforscherin Heide Göttner-Abendroth zu diesen Skulpturen. Doch was soll dieses blöde Wort schon bezeichnen, gibt Gabriele Meixner zu bedenken. Frauen waren nicht nur zum Gebären da. Das Bild ruft mehr hervor: Immer ähneln die beiden dargestellten Frauen einander, manchmal sind sie nicht zu unterscheiden. Hierarchie, ein Wesensmerkmal heterosexueller Paare, fehlt völlig.

Auf jeden Fall eröffnet die Ausstellung Frauenpaare neue Einblicke in die eigene Positionierung als Frau. Und sie rührt aufgrund ihrer sinnlichen Fülle, denn da spürt die Frau, was verloren ist, was fehlt.

Auch Schriftstellerin Jutta Heinrich war beeindruckt von den Funden und verlas eigens eine Widmung. Sie schloß mit den Worten: „Die große Freundschaft ist die Königin, die Lehrmeisterin aller Sinne.“Ihr hatten es vor allem die Mänaden angetan, „sie sind es, die das Verkopfte, Erstarrte und Entsinnlichte durch ihre haltlose Trance ins Reich des Lebensfiebers zurückerobern.“ Gabriele Wittmann

noch bis 7. Juni, Sphinx Freiräume für FrauenLesben und Mädchen e. V., Mendelssohnstr. 15 A