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Reif für die Insel? Ed Kuepper spielt im Knaack Club

Vorschlag

Reif für die Insel? Ed Kuepper spielt im Knaack Club

Bildnis des Musikers als junger Künstler: Ed Kuepper Foto: Judi Kuepper

Jedem Reisenden mit leichtem Gepäck stellt sich eines Morgens die Frage, welche drei Platten er denn wohl auf eine einsame Insel mit eingebauter Stereoanlage mitnehmen würde. Eine empfehlenswerte Kombination wäre das Kueppersche Dreierpack. Zum Frühstück die Greatest Hits des umtriebigen Australiers, der vor zwanzig Jahren mit seinen Saints an der Grenze zum Punk war, mit den Laughing Clowns weitermachte und inzwischen als Singer/Songwriter oder sanfter Gitarrenrocker mit Begleitcombo arbeitet. Fast alles, was man(n) außer Aftershave von Old Spice, festem Schuhwerk und unsinkbaren Streichhölzern auf einem Haufen Stein und Sand inmitten der tosenden Wellen gebrauchen könnte, ist dort untergebracht: Nicht nur tatsächliche größte Hits wie „Black Ticket Day“ sind da zu finden, auch eine wundervolle Coverversion von „Highway to Hell“, die im flüchtig klappernden Doom-Dance-Edit daherkommt, ziert dieses Schnuckelstück mit „I wish You were here“ als beigelegter Postkarte an die Daheimgebliebenen. Kommen die tatsächlich auf eine Tasse Tee vorbei, sollte es schon „Frontierland“ sein – denn auf der aktuellen Platte dockt er behutsam an eine vage Gegenwart an und widerlegt locker den Eindruck, er sei just another trauriger Kerl mit Schnarchklampfe.

Da trifft Mainstreamschmalz auf zurückgenommenen Gesang, dann wieder lädt Mitstampfmucke mit Banjo- und Gebläseuntermalung zur völligen Verwirrung ein. Hat „der am meisten unterschätzte lebende Mensch“ (Andrew Mueller vom Melody Maker) etwa Dope mit Julian Cope geraucht?! Er testet Cavesches Grummelgemurmel, hebt mit psychedelischem Dancefloor völig ab und liefert gefiddelte Saloon-Reminiszenzen. Selbst fürs Herz ist was dabei: balladeske Annäherungen an die Extraportion Düsternis, wie gewohnt von nonchalanter Schrammelei unterstützt. Obendrauf riskiert er Abenteuer in Lo-Fi; ein rotziger Blues, frisch vom Wachszylinder gerollt, sprengt zwar das ohnehin wackelige Grundgerüst der Platte, läßt aber ungeahnte Möglichkeiten erahnen – und wenn der Besuch wieder gen Festland verschwunden ist, bleibt ja für den Abend am Lagerfeuer „I was a Mail Order Bridegroom“, die ungepluggte Platte inklusive „Ring of Fire“. Alle weiteren Wünsche bedient „Gott“ (Everett True) morgen abend persönlich. Gunnar Lützow

Ed Kuepper, am Sonntag, um 21 Uhr im Knaack Club, Greifswalder Str. 221

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