■ RatMarkt: Hänger und Herz
Der Unterschied zwischen Alltags- und TourenradlerIn beträgt 15 bis 20 Kilo, manchmal erheblich mehr. Gepäck, das irgendwo am Rad zu transportieren ist. Trendies machen es neuerdings anders, sie hängen sich hinten was dran: Kombi-Anhänger, mit denen man sowohl Kinder als auch Bierkästen abschleppen kann, oder einrädrige Trailer. Letztere sind rasante Gefährte, die trotzdem was wegschaffen. Dem „B.O.B. Yak“ zum Beispiel können 30 Kilo aufgeladen werden, und das bei einem Eigengewicht von lediglich 5,5 Kilo. Er besteht aus einer offenen Ladefläche mit Umrandung (kann umgedreht auch als Nottisch fungieren) und einem 16-Zoll-Laufrad. Die Reiseutensilien werden in einem 94-Liter-Packsack aus Nylon verstaut, der mittels Spanngurten festzuschnallen ist. Angehängt wird mit einer speziellen Schnellspann-Nabe. Ähnlich schnittig und mit dem gleichen 16-Zoll-Rad kommt der „Wheele-Pac-Dog“ daher, bei dem eine 70 Liter fassende Packtasche an einem Gestänge (faltbar!) spazierengefahren wird. Der niedrige „B.O.B“ hat den Vorteil, daß er sich im Windschatten des Gespannfahrers befindet.
Dennoch wird ein Hänger nur selten die Radtaschen ganz und gar ersetzen können (näheres dazu siehe RatMarkt vom 25. 4. 97). Größere Gruppen, die mit dem halben Hausstand auf Tour gehen, werden jedoch einen oder zwei Anhänger als enorme Ergänzung des üblichen Taschenstauraums ansehen. Was allerdings auch heißen könnte: Wer den vollgepackten Hänger zu ziehen hat, wird bald wissen, was er tut.
Will er's ganz genau wissen, sollte er sich ein Herzfrequenz- Meßgerät umschnallen. Die Jogger sollen als erste die mobile Herzüberwachung entdeckt haben. Kein Wunder, gerade unter ihnen finden sich viele Männer im sogenannten besten Alter, die seit den Turnstunden jede körperliche Betätigung vermieden haben, es jetzt aber noch mal wissen wollen. Und dann liegen sie am Straßenrand, mit kalkweißem Gesicht und kaltem Schweiß auf der Stirn. Davon haben sich anscheinend auch viele der vorbeisausenden Hobby-Rennradsportler beeindrucken lassen und tragen seitdem unterm Trikot einen Brustgurt. Die Herzfrequenz, also die Pulszahl, wird per Sender auf einen Empfänger übertragen, der am Handgelenk sitzt. Wie die Pumpe arbeitet, ist abhängig von Alter und Geschlecht, köperlicher Verfassung und der Belastungssituation. Der maximale Wert (grob berechnet: 220 minus Alter) sollte nach Möglichkeit nie überschritten werden, je nach Trainingsstand sind vielmehr 60 bis 75 Prozent des persönlichen Maximums anzustreben.
Der finnische Hersteller Polar Electro, Marktführer derartiger Produkte, hat deshalb auch Modelle im Angebot (etwa ab 200 Mark), bei denen die persönlichen Werte programmiert werden können und die bei Über- oder Unterschreitung Alarm geben. Wollen wir hoffen, daß der Athlet nicht schon vorher vom Rad gestürzt ist.
Noch ein ökologischer Hinweis: Die Batterien des Senders können nicht ausgewechselt werden. Sind sie leer, muß er komplett ausgetauscht werden. Helmut Dachale
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