: Rad und Tat gegen Radler
Vorsicht in Hamburg-Mitte: Dort lauert die Radstreife jetzt wieder angetrunkenen oder eiligen RadlerInnen auf ■ Von Corinna Wichmann
Morgens um acht ist die Welt noch in Ordnung, denken Radfahrer und jagen durch die Fußgängerzonen. Kein Passant in Sichtweite, keine Kleiderständer, keine Buchauslagen. Plötzlich versperren zwei grüne Wesen den Weg: Fahrradpolizisten, wegen der enganliegenden grünen Anzüge auch „Laubfrösche“genannt. In der warmen Jahreszeit patrouillieren neun Beamte durch Hamburg-Mitte und sorgen dafür, daß Radfahrer sich an die Straßenverkehrsordnung halten und eben nicht durch die Fußgängerzone fahren, auch wenn dies der schnellste Weg zur Arbeit sein sollte.
Morgens um acht in der Fußgängerzone allerdings wird nur diskutiert. „Da ist ja niemand gefährdet“, sagt Kay Funke von der Fahrradstaffel der Verkehrspolizei. „Wir haben schließlich nur die Verkehrssicherheit im Auge“, ergänzt seine Kollegin Martina Wierzbicki. Wenn's sein muß, verteilen sie aber auch Strafzettel.
Der Radweg um die Außenalster, Fußgänger schlendern am Wasser entlang, eine alte Frau geht auf dem Radweg. „Ja, und plötzlich schießt da ein Radfahrer heran mit einer unglaublichen Geschwindigkeit und brüllt die Frau an, sie soll aus dem Weg. Und dann fährt er so eng an ihr vorbei, daß er sie fast streift“, erzählt Funke empört. „Das ist Gefährdung, er hätte bremsen müssen.“120 Mark mußte der ungeduldige Radler bezahlen.
Wer grob gegen die Verkehrsregeln verstößt, muß tief in die Tasche greifen. Wer zum Beispiel über eine rote Ampel fährt, muß mit einer Strafe von 50 bis 125 Mark rechnen. Und sogar mit Punkten in Flensburg, wenn ein Radler gleichzeitig Führerscheinbesitzer ist. Punkte gibt es auch, wenn man betrunken Rad fährt.
Technische Mängel an den Rädern sind „günstiger“: Kaputte Bremsen kosten 40 Mark, eine defekte Klingel 10 Mark und die fehlende Beleuchtung zwischen 10 und 20 Mark. Bei diesen Delikten halten die Radkontrolleure aber nicht gleich die Hand auf, sondern erstellen zuerst ein Mängelprotokoll. Der Delinquent bekommt eine zehntägige Frist für die Reparatur. Erst danach wird die Strafe fällig.
Die Radpatrouille ist erst den zweiten Sommer unterwegs, schon zeichnet sich ein Erfolg ab: „Die Radunfälle sind im Bereich Mitte um fünf Prozent gesunken“, sagt Funke stolz. Die für Radfahrer gefährlichste Ecke sei das Univiertel mit viel Verkehr und engen Radwegen. Dort stehen die grünen Polizisten besonders gerne. Und sie fallen auf. „Manche Radfahrer sehen uns und fahren dann ganz vorsichtig und korrekt. Das ist besser als gar keine Reaktion“, erzählt Martina Wierzbicki. Nur ein Radler habe bisher versucht, zu entkommen. „Aber den haben wir schnell eingeholt und gestellt.“
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