„Was will man um 7 Uhr in Apen!?“

■ Der neue Fahrgastbeirat des Verkehrsverbundes kümmert sich um bessere Anbindung, lesbare Fahrpläne und vieles mehr

In den Ferien kommt Anna Margarethe Meyer nicht mehr aus Godensholt weg. Dann fährt nämlich nicht mal mehr der Bus um 14.15 Uhr, den das Dorf sonst für die Schüler eingesetzt hat. In den Sommerferien darf die 74jährige also auf ihre Besuche im Krankenhaus verzichten. Und zum Wochenmarkt in Apen fährt sie schon längst nicht mehr: „Um Viertel vor Sieben fährt der Bus bei uns los. Aber was will man als älterer Mensch denn um sieben Uhr in Apen?!“

Deswegen ist Annegret Meyer jetzt Mitglied des Fahrgastbeirates, der letzte Woche seine konstituierende Sitzung hatte und sich von nun an viermal im Jahr öffentlich treffen will. Das nächste Mal am 7. Oktober in Oldenburg; dann will man den Nahverkehrsplan diskutieren und den offiziellen Sprecher des Beirates wählen. „Jetzt hat man sich erstmal kennengelernt“, erzählt Annegret Meyer, „der Senator war auch da.“Bausenator Bernt Schulte nämlich hatte als Chef des Zweckverbandes Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (ZVBN) die Chose eröffnet.

Der ZVBN, in dem sich die Gemeinden und Städte im Verkehrs-Großraum Bremen organisieren, hatte das neue Gremium des Fahrgastbeirates ins Leben gerufen. Als zweiter dabei ist der Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (VBN), der als Servicegesellschaft die 33 Unternehmen vertritt, die den Nahverkehrsraum mit Bussen bestallen.

Man dürfe das beratende Kunden-Gremium keinesfalls als ein Feigenblatt-Unternehmen der Verkehrsverbünde verstehen, betont der Pressesprecher des VBN, Hinrichs. „Wir wären doch mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn wir nicht die Kunden-Anregungen aus dem Fahrgastbeirat ernst nehmen würden.“Was, beispielsweise, kann der Kunden-Blick auf die neuen Aushangfahrpläne erzählen? „Alles kann der uns über die Pläne erzählen! Wir als die Fachleute wissen doch gar nicht mehr, ob man die Fahrpläne als Laie versteht.“

Peter Müller vertritt als Verkehrsexperte beim Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) einen der Interessenverbände im Fahrgastbeirat. Wie Annegret Meyer lobt auch er das neue Gremium: „Es gab letzten Mittwoch nur einen, von dem man den Eindruck hatte: Der ist nur gekommen, um mal so richtig abzumeckern.“Ansonsten sei die erste Sitzung der 12 Fahrgäste und sechs Interessenverbands-Vertreter erstaunlich konstruktiv gewesen. Die Hauptarbeit bestehe jetzt darin, aus dem Beirat wirklich ein politisches Instrument zu machen: „Alle Naturschutzverbände müßten auf die Dauer beteiligt werden“, fordert Peter Müller, und: „Daß wir uns zur Zeit nur um den Straßenverkehr kümmern dürfen, ist eine ganz unnötige Beschränkung. Der Schienenverkehr muß da auch mit rein!“Sein Interesse: Mittels Busverkehr die Alternativen für Orts-Umgehungsstraßen zu schaffen. Zum Beispiel in Ritterhude, so der BUND-Vertreter: „Damit die Übergriffe auf die grüne Wiese endlich aufhören.“

Da gibt es also einiges zu tun. Auch in Hude ohne Ritter. Das weiß Sandra Leininger, die wie Annegret Meyer als 'einfacher' Fahrgast im Beirat sitzt und hier das Zusammenspiel von Straße und Schiene, Stadt und Land ein bißchen auf Trab bringen will: „Ich will mich darum kümmern, daß das nicht mehr an den Fahrgästen vorbei organisiert wird.“Was beim Kleinen anfängt. Eben in Hude, wo ein fieser, langer, düsterer Fußgängertunnel den Spaß am Zugwechseln verdirbt. „Frauenfreundlich ist das nicht gerade“, sagt die 27jährige Jurastudentin und will sich drum kümmern. ritz