Von Kirch siegen lernen

■ TV.B will bei Zuschlag der Frequenz schon Montag auf Sendung gehen

Von München lernen heißt Lokalfernsehen lernen. So lautet die Botschaft aus dem Hause Kirch an die Bankrott-TVler von Puls TV. Mit professionellem Regionalfernsehen nach bayerischem Vorbild à la TV München – also ein durchmoderiertes Vollprogramm mit 60 Prozent Eigenproduktionen – will Thomas Kirch die Berliner und Brandenburger beglücken. Und zwar schon ab kommendem Montag, sofern die hiesige Medienanstalt TV.BERLIN die Lizenz (um die sich unter anderen auch ORB, SFB und RTL bewerben) noch in dieser Woche erteilt.

In einem Anflug offenbar ungetrübter Hoffnung auf den Zuschlag informierte die TV.B-Gesellschaft gestern schon mal die Journalisten, wie denn ihr Programm für die Ballungsraumbewohner aussehen werde. Auf jeden Fall journalistisch qualitativ, wenn auch preiswert gemacht, außerdem sehr hauptstädtisch, ohne natürlich das Umland zu vernachlässigen. „Zeitgemäß“ eben, denn die neuen Zeiten in Berlin verlangten das halt, wie es im Bewerbungstrailer der Kirchianer heißt.

Daß sich zumindest dieser Anspruch von dem des Pleitesenders 1A/Puls TV nicht wesentlich abhebt, trübt die Erfolgszuversicht der Münchner keineswegs. Sie wollen eben mit mehr Professionalität ein konkurrenzfähiges Produkt etablieren und „Dilettantenfernsehen“ nach Auskunft des TV.B-Geschäftsführers Reinald Walter unbedingt vermeiden. Also werden von den später einmal 150 Festangestellten (rund 50 hat man schon von Puls TV übernommen) und 50 Freien täglich 180 Minuten Nachrichten produziert sowie Frühstücksfernsehen, Bürgerforen, Spielshows und Night-Talks. Der Rest wird mit „Sendestoff“ aus altbekannten Serien- und Filmen gefüllt. Das soll langfristig bis zu zehn Prozent Marktanteil sichern und mehr als die jährlichen 50 Millionen Mark Kosten einspielen.

So richtig läuft das neue Programm, das noch vom Alex und in einem Jahr vom Hausvogteiplatz gemacht wird, frühstens im Januar. Bis dahin will man die 20 Formate schrittweise einführen. Wie auch die neuen Moderatoren, die man noch fleißig woanders abzuwerben gedenkt. Gunnar Leue