Frösche auf Crack

■ Lunachicks und Steakknife imWehrschloß

Wer sich schon immer gefragt hat, was für Weiber wohl bei diesen schmierigen Rocker-Typen auf dem Sozius sitzen, sollte sich die Lunachicks angucken. Die fünf New Yorkerinnen gehören zum Feinsten, was im verruchten Schmuddelrock-Geschäft in die Saiten haut. Schließlich bringen die Ladies mit beinharter Eleganz schwere Gitarren, viele Liter Whisky und selbstbewußte Weiblichkeit unter einen Hut.

Mit stoischer Gelassenheit hat sich die Damenkombo in den sieben Jahren ihres Bestehens jeglichem musikalischen Fortschritt verweigert. Johnny Thunders ist noch heute ihr Gott. Solange für die Lunachicks die rechnerischen Möglichkeiten, drei Akkorde miteinander zu kombinieren, noch nicht ausgeschöpft sind, bleibt deshalb alles beim Alten. Auf Vier geht's los, vier Zeilen Strophe erläutern das Grundproblem, und der Refrain taugt dann zum ordentlich Frust herausbrüllen.

Ein Kollege beim Fort Worth Star Telegram in Texas beschrieb mal ein Konzert so: „New York's Lunachicks eröffneten den Abend mit einem grauenhaften, peinlichen Set voller hirnlosem Punk, etwa wie eine schlechte Ramones-Kopie oder wie die New York Dolls. Das durchweg weibliche Quintett trug blöde Kostüme, brüllte möchtegern-witzige Anfeuerungen in die Menge und stapfte herum wie Frösche auf Crack.“Das ist live lustig anzusehen – auch wenn der Kollege aus Texas die Zeilen natürlich als Verriß gemeint hat. Klang- und Kompositionsfanatiker dürfen sich auf nichts weltbewegend Neues freuen, aber dank des guten Songwritings und der Extraportion Rockerlady-Energie wirken die Lunachicks auch heute noch taufrisch.

Zweite im Bunde: Steakknife, eine Band um den ehemaligen Spermbirds-Sänger Lee Hollis, die in der Tradition des goldenen Zeitalters des Hardcore rockt. Im Klartext: Was die Angry Samoans Mitte der 80er großartig machte, ist der routinierten Rock'n'Roll-Truppe um dem ehemaligen G.I. Hollis noch heute gut genug: Kurze, knappe Songs, knackige Gitarrenriffs und ein hitverdächtiger Refrain nach dem anderen. L.R.

Am Samstag ab 21.00 Uhr im Wehrschloß