Interview: Olaf Koglin
: „ABM schafft keine Jobs“

■ Der Direktor des Arbeitsamtes Hamburg über rot-grüne Koalitionsvereinbarungen

taz: Herr Koglin, was halten Sie von den rot-grünen Koalitionsvereinbarungen hinsichtlich der Beschäftigungspolitik in Hamburg?

Olaf Koglin: Soweit mir diese Vereinbarungen bekannt sind, wurde verabredet, daß auch weiterhin an unserem Programm „Qualifizierung und Arbeit für Schulabgänger“festgehalten wird. Ich bin sehr dankbar, daß diese sehr innovative Maßnahme für Hauptschulabgänger auch mit einer neuen Regierung fortgesetzt wird.

Wie bewerten Sie die Verhandlungsergebnisse in punkto ABM?

Ich halte es für denkbar, daß die Kontinuität bei den ABM fortgesetzt wird. Allerdings gilt es auch, dieses Instrument der Arbeitsmarktpolitik weiter zu professionalisieren. Unsere Absicht ist es, eine langfristige ganzjährige ABM-Planung zu erreichen. Zugleich ist es uns in Hamburg noch nicht gelungen, Frauen ausreichend in ABM einzubinden.

Wieviele Frauen sind denn in ABM beschäftigt?

Ich schätze mal, 25 bis 30 Prozent. Ihr Anteil an den Arbeitslosen beträgt jedoch rund 43 Prozent. Das ist ganz offensichtlich ein Mißverhältnis. Und das wollen wir ändern.

SPD und GAL wollen aber insbesondere Jugendliche über ABM an den Arbeitsmarkt heranführen.

Vielleicht gelingt es ja, verstärkt Jugendliche, die 20 Jahre und älter sind, über ABM zu integrieren. Doch das ist etwas, was eine Koalition nicht allein beschließen kann. Da braucht es die Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt und den Beschäftigungsträgern. Zudem habe ich nur limitierte Mittel für ABM. Als Absichtserklärung einer Koalition ist das in Ordnung. Nun wird es an der Kreativität der Beteiligten liegen, ob und wie sie umgesetzt wird.

Sind ABM überhaupt das geeignete Mittel, um Menschen an den Arbeitsmarkt heranzuführen, sie gar zu integrieren?

ABM sind ein arbeitsmarktpolitisches Instrument, das an Zielüberladung leidet. Ursprünglich sollten mit ihrer Hilfe zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden. Doch in der Realität sieht es anders aus. Da funktioniert ABM als Wiederheranführung an oder erster Kontakt mit dem Arbeitsmarkt. Wenn das politisch gewollt ist, dann muß das Instrument ABM auch stärker darauf zugeschnitten werden – das hieße auch, das Arbeitsförderungsgesetz entsprechend zu ändern. Ist es nicht gewollt, dann muß man feststellen: ABM sind als Mittel zur Schaffung weiterer Arbeitsplätze untauglich. Der Beschluß der rot-grünen Koalition ist für mich ein Ja zur ABM – und zwar als Mittel, das Jugendliche und Erwachsene wieder an Arbeit heranführt. Fragen: flo