Wider den Gutsherren

■ Peter Strieder will seine Senatsverwaltung umstrukturieren. Mitarbeiter schockiert

Anfang der Woche hat Christel Eichler „durch Zufall“ erfahren, daß es ihren Arbeitsplatz zum 1. Januar nicht mehr geben wird. In einem Schreiben, unterzeichnet von Senator Peter Strieder (SPD), heißt es: Die Bürgerberatung in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Umweltschutz und Technologie wird geschlossen. Nach 17 Jahren also soll Schluß sein mit behördlichen Bürgerservice – ausgerechnet jetzt, da Strieder seine Senatsverwaltung im Zuge der Verwaltungsreform umstrukturieren will, auch mit dem Ziel: mehr Bürgerservice. Christel Eichler fand gestern anläßlich einer Protestveranstaltung, organisiert vom Personalrat der Senatsverwaltung, nur sarkastische Worte: „Mein Vorschlag ist, die Eingangstür für den Bürger zuzunageln.“

Zweites Beispiel: Anfang der Woche sickerte durch, daß die Verwaltung der Berliner Forsten aus der Hauptverwaltung herausgelöst und auf die Bezirksebene verlagert werden sollen. Gut 320 Stellen will Strieder einsparen – indem er sie den Bezirken abgibt. Von Einsparung könne keine Rede sein, sagte Elmar Kilz vom Bund Deutscher Forstleute. Ein höherer Personalaufwand sei zu erwarten, da nun jedes Bezirksamt eine eigene fachlich qualifizierte Behörde aufbauen müsse. Strieders Methode, seine Verwaltung umzustrukturieren, stößt bei den Mitarbeitern auf harsche Kritik. Er handle nach „Gutsherren-Art“. Seit Monaten finde keine Kommunikation mehr in der Verwaltung statt. Die Mitarbeiter fühlten sich „verarscht“. Während 300 Mitarbeiter gestern mittag vor der Verwaltung demonstrierten, saß Strieder in seinem Amtszimmer. Eine Viertelstunde nach Protestschluß verließ er das Haus. Lächelnd. jr