Friedlich gluckert die Hängematte

Manche Wasserbetten sind geformt wie Deiche, andere weich wie Teig. Teuer sind sie alle  ■ Von Annette Weise

Frau P. ist ein Profi. Prüfend tastet sie die Betten ab, dann erkundigt sie sich, „wo die Hardsider stehen“ – jene mit Wasser gefüllten Matratzen, die in einen Holz- oder Metallrahmen gelegt werden und sich so von den „Softsidern“ unterscheiden, die nur in einer Schaumstoffwanne ruhen.

Stabil sind beide Arten von Schlafgelegenheiten, erklärt Irmgard Reger vom Wasserbetten-Geschäft „Aquacom“ in der Hamburger Innenstadt. „Softsider halten wie ein Deich“, beschreibt sie. Die Ränder der Schaumstofformen sind nach außen abgeschrägt, so daß das Gewicht auf einer großen Fläche ruht. Darum benötige man kein Bettgestell.

Die meisten KundInnen fürchten dennoch, daß ihr Nachtlager ständig schaukelt. Aus diesem Grund wählen sie oft eine festere Matratze, weiß Jeanette Fuchs vom Altonaer Bettenladen „Sleep Art“. „Viele Kunden wollen zunächst ein härteres Modell. Wenn sie sich daran gewöhnt haben, hätten sie lieber ein weniger reguliertes.“

Je „regulierter“ eine Matratze ist, desto langsamer gibt sie den Bewegungen der SchläferInnen nach. Die Flexibilität wird durch Vliese gesteuert, die sich in der Matratze mit Wasser vollsaugen und so Stöße abdämpfen. Nur in den sogenannten „Freeflow“-Matratzen, den Klischee-Exemplaren teigweicher Wasserbetten, befinden sich keine Vliese.

In Erwartung einer wogenden Unterlage bricht Herr T. bei „Aquacom“ beim ersten Probeliegen denn auch in Kichern aus: „Das fühlt sich wirklich witzig an.“ Aber schon bald ist er erstaunt, „wie entspannt man liegen kann.“ Und lange: Bis zu zwanzig Jahre hält eine Matratze, versprechen die Hersteller. Deshalb lohne es sich durchaus, die verlangten 3000 bis 4000 Mark für eine Schlafgelegenheit auszugeben. Die preiswertere Konkurrenz aus der Latex- und Federkernliga halte schließlich höchstens zehn Jahre lang.

Die herkömmlichen Unterlagen verursachen allerdings keine laufenden Kosten. Wasserbetten dagegen müssen geheizt werden, je nach Geschmack und Jahreszeit auf eine Temperatur zwischen 28 und 32 Grad. Dazu braucht man Strom im Wert von acht bis zwölf Mark im Monat. Einmal im Jahr muß zudem ein Conditioner eingefüllt werden, um Algenbildung und Ablagerungen vorzubeugen.

Frau P. überlegt dennoch, ob sie die Investition nicht auf sich nehmen soll. „Ich habe gehört, daß Wasserbetten so gut gegen Rückenschmerzen sein sollen“, erklärt die Mittvierzigerin und läßt sich vorsichtig auf eine Matratze sinken.

Ein Allheilmittel gegen Bandscheibenprobleme sind Hard- und Softsider aber nicht, weiß Dr. Nils Graf Stenbock-Fermor, der Vorsitzende des Deutschen Orthopädenverbandes. Gute Matratzen könnten zwar neuen Rückenschäden vorbeugen, alte aber nicht beseitigen. Die Bettqualität, ist er sicher, werde oft überbewertet: „Man liegt in einem Wasserbett einfach wie in einer Hängematte, und das empfinden viele eben als sehr entspannend.“