Mona Lisa im Vollrausch

■  Das hat die Wies'n nicht verdient: Der vorgebliche Thriller „Anschlag auf das Oktoberfest“ ist eine Attacke auf die geistige Unversehrtheit (20.15 Uhr, Sat.1)

Bier sagt man einige Eigenschaften nach: Es schmeckt gut, ist nahrhaft und macht mehr – manchmal auch weniger – lustig. Der Sat.1-Thriller „Bier – Anschlag auf's Oktoberfest“ lässt im Zusammenhang mit der gerade eröffneten Wies'n-Gaudi allerdings nur eine einzige Assoziation zu: Nach spätestens zehn Maß musste erst kräftig kotzen, und dann wirste schrecklich schläfrig, mitten im Festzelt neben der Blaskapelle, woste mit'm Kopf auf'm Biertisch vor dich hin dämmerst.

Natürlich kotzt niemand in diesem Sat.1-Thriller mit dem metaphorischen Titel, schließlich sind wir nicht bei Schlingensief, sondern beim Knuddelsender, aber diese hanebüchene Story setzt dem Körper doch erst arg zu, bevor sie ihre abgrundtiefe Langweiligkeit preisgibt: Da ist diese Mona-Lisa-Ausstellung in München mit dem unbezahlbaren Original-Exponat aus dem Louvre. Der Vanessa-Paradies-Verschnitt von Kunsthistorikerin Martine (Susanna Simon) hat das Gemälde in die bayerische Landeshauptstadt begleitet, wo sie eigentlich nichts anderes tut, als andächtig vor dem lächelnden Schinken zu stehen – bis sie den „Verbotene Liebe“-Star Andreas Brucker alias Super-Kommissar Robert Stern anspricht. Der Sunnyboy muss zur Strafe die Ausstellung bewachen, weil er cleverer als sein Chef ist, der Stern als nächstes mit der Bewachung des Oktoberfest-Parkplatzes schikanieren will. Stern, der wie alle bayerischen Polizisten schon am Grab von Jim Morrison gekifft hat, ist natürlich scharf auf die Französin, was der geheimnisvollen Frau ganz gelegen kommt. Es folgen Sex-Szenen.

Zur gleichen Zeit wird in Paris ein Franzose ermordet, als er seinen Anwalt Da Costa, eine französische Columbo-Imitation, über Handy vor einer Operation Medusa und einem Anschlag aufs Oktoberfest mit hunderten Toten warnt. Da Costa eilt nach München, aber niemand will ihm glauben. Außer Stern. Und dann gibt es da noch den glatzköpfigen Bösewicht Nero (!), der das feuchtfröhliche Fest vergiften will, wenn er nicht zehn Millionen Mark bekommt. In Wirklichkeit hat Nero aber was mit Martine bzw. sie mit ihm, und es geht auch nicht um zehn Millionen sondern natürlich um Mona Lisa.

Nicht nur das Personal ist schal, auch die Geschichte ist auf eine Weise krude, dass es seine Art hat. Unmotiviert verbrennen zu Terroristen mutierte Fremdenlegionäre in Geisterbahnen, Psychopathen verüben dramaturgisch platte Säureattentate auf Mona Lisa, ergraute Bibliothekare benutzen Worte wie „obercool“ und „Schlampe“, Franzosen und Deutsche sprechen die gleiche Sprache, und eine Hochzeitsgesellschaft muss zur Warnung an vergiftetem Bier krepieren. Das Ganze ist so überflüssig wie ein Oktoberfest-Vollrausch. Auf jeden Fall aber schlechter.

Warum also dieser Film? Vielleicht spricht Da Costa ja gar nicht von den Morden, wenn er sinniert: „Auch ich habe mich schon oft gefragt, warum, und keine Antwort gefunden, Robert, weil es keine gibt.“ Ania Mauruschat