Preußenchronik III

1807: Das von Minister Karl Freiherr von und zum Stein erlassene „Oktoberedikt“ beendet die Gutsuntertänigkeit der Bauern. 1809: Unter Wilhelm von Humboldt wird das Bildungswesen reorganisiert. Das Königspaar betritt erstmals seit seiner Flucht wieder brandenburgischen Boden. 1811: Durch das „Emanzipationsedikt“ werden Juden gleichgestellt. Eine Übernahme in den Staatsdienst ist jedoch nur nach einer Konversion möglich.

1812/13: Im Vertrag zu Paris verpflichtet sich Preußen zur Militärhilfe für Frankreich. Beim Feldzug gegen Russland und in der Völkerschlacht bei Leipzig wird Napoleon jedoch vernichtend geschlagen. Preußen schließt ein Militärbündnis mit Russland, Schweden, England, Österreich und Bayern. Die allgemeine Wehrpflicht wird eingeführt. 1814: Die Verbündeten ziehen im März in Paris ein. Die Herrschaft Napoleons über Europa und Preußen ist beendet. Napoleon wird als Kaiser abgesetzt und nach Elba verbannt.

1814/15: Im Wiener Kongress wird Europa neu geordnet. Beginn der Restauration. Gründung des Deutschen Bundes, dem nur ein Teil Preußens angehört. 1816: Die eingeschränkt bestehende Pressefreiheit wird beendet. 1819: Durch die „Karlsbader Beschlüsse“ des Deutschen Bundes wird die „Demagogenverfolgung“ liberaler und nationaler Bestrebungen eingeleitet. Buch- und Pressezensur werden eingeführt.

1831: Der polnische Freiheitskampf wirkt sich auch auf Preußen aus. In der Provinz Posen zeigen Liberale demonstrativ ihre Polenfreundschaft. Die preußische Obrigkeit verfolgt demgegenüber eine Politik der Germanisierung der Polen.

1834: Der Vertrag über den „Deutschen Zollverein“ unter der Führung Preußens tritt in Kraft. 1836: Der Kölner Kirchenkampf zwischen Preußen und der katholischen Kirche beginnt. Wichtigster Streitpunkt sind konfessionelle Mischehen. Mit dem Kölner Dombaufest 1842 versöhnen sich Kirche und Staat.

1840: Nach dem Tod Friedrich Wilhelms III. tritt sein Sohn Friedrich Wilhelm IV. das Thronerbe an. Hoffnungen auf eine Liberalisierung erfüllen sich nicht. 4. Juni 1844: Der Aufstand der Weber in Schlesien wird vom Militär blutig niedergeschlagen. Mit der zunehmenden Industrialisierung verstärkt sich die Massenverelendung.

1845: Das Gesetz über die Annahme fester Familiennamen für Juden wird verabschiedet. Ihnen wird gestattet, stehendes Gewerbe zu betreiben.

1848: Der Märzrevolution, deren Forderungen auf mehr Freiheit und eine Verfassung gerichtet sind, versucht Friedrich Wilhelm IV. mit liberalen Zugeständnissen die Spitze zu nehmen. 9. November 1848: Unter General Wrangel wird die Revolution schließlich blutig niedergeschlagen.

28. März 1849: Die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche einigt sich auf die erste gesamtdeutsche Reichsverfassung. Das Deutsche Reich unter Führung Preußens wird gegründet, Friedrich Wilhelm IV. zum Kaiser gewählt. Er lehnt die Kaiserkrone jedoch ab (“Ludergeruch der Revolution“) und verwirft die Verfassung. In Preußen oktroyiert er aus „eigener Machtvollkommenheit“ eine Verfassung, die am 6. Februar 1850 in Kraft tritt. Sie enthält demokratische Grundzüge und Grundrechte wie die Pressefreiheit.