Malaysierin gefesselt und brutal geknebelt

Die Frau eines Außenamtsmitarbeiters ist in Brandenburg entführt worden. Staatsanwalt: Rechtsextremistischer Hintergrund wahrscheinlich

von MAJA DREYER

Die malaysische Frau eines Mitarbeiters des Bundesaußenministeriums ist Opfer eines gewaltsamen Überfalls geworden, wie am Donnerstagabend bekannt wurde. Die 33-Jährige aus Schildow im Kreis Oberhavel wurde nach Polizeiangaben gefesselt und geknebelt in einem Holzschuppen auf ihrem Grundstück aufgefunden.

Der leitende Oberstaatsanwalt Gerd Schnittcher aus Neuruppin hielt gestern einen rechtsextremistischen Hintergrund der Tat für „sehr wahrscheinlich.“ Grund für diese Anname ist der Tatablauf, zu dem das Opfer gestern noch vernommen wurde. Nach dem bisherigen Kenntnisstand ging sie am Donnerstagmittag zu Fuß durch den Ort Schildow, als ein Transporter neben ihr hielt. Vier maskierteMänner sind nach Polizeiangaben herausgesprungen und haben die Frau ins Auto gezerrt. Dann sei sie in ein Art „Container“ gebracht worden, wo weitere Täter, darunter auch weibliche Personen, warteten.

Diese hätten sie getreten und geschlagen. Schließlich flößte man der Frau Tabletten ein, woraufhin sie bewusstlos wurde. Sie wachte erst wieder im Carport ihres Hauses auf, aus dem sie sich per Funktelefon bemerkbar machen konnte.

Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Schnittcher hatte die Frau Verletzungen am Mund und am Ohr. Zudem seien ihr einige Haare abgeschnitten worden. Das Opfer habe aber bislang eine medizinische Untersuchung verweigert.

Die Malaysierin war nach Schnitters Angaben bereits vor zwei Wochen auf der Straße angegriffen worden. Ein 18-jähriger, der dem äußeren Erscheinen nach dem rechten Spektrum nahe steht, soll sie getreten und mit den Worten „Hau ab, ich bring dich um“ bedroht haben. Er hatte die Tat aber bestritten. Bei dem jüngsten Gewaltakt am Donnerstag war nach Aussagen des Opfers jedoch nicht dabei gewesen. Dennoch schließt Schnittcher einen Zusammenhang zwischen den beiden Vorfällen nicht aus.

Außenminister Joschka Fischer (Grüne) und seine Mitarbeiter reagierten gestern mit „tiefer Bestürzung“ auf dem Überfall, wie ein Behördersprecher sagte. Es sei der erste Fall dieser Art in Berlin und dem Umfeld der Stadt. Fischer habe direkt nach Bekanntwerden des Überfalls bei Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) angerufen, um sich über den Fall zu informieren.

Das Auswärtige Amt wollte sich gestern nicht an Spekulationen über die Tathintergründe beteiligenen. Das Justizministerium des Landes Brandenburg jedoch schaltete gestern den Generalbundesanwalt ein. Grund: der „möglicherweise fremdenfeindlichen und terroristischen Hintergrund“ der Tat.