Eine subjektive Chronik 1967–1989. Teil III: Von Wackersdorf zur Stasiakte
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1984, Oktober: Aus der Waldschadenserhebung der Bundesregierung geht hervor, dass jeder zweite Baum in der Bundesrepublik krank ist. Dies löst große Angst vor dem „Waldsterben“ aus. Was bleibt: Ein deutsches Fremdwort in der französischen Sprache.

1986, Mai: Mehr als 300 Menschen, darunter 157 Polizisten, werden bei Ausschreitungen am Bauzaun der Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf/Bayern verletzt. Was bleibt: Ein „anpassungsfähiger Innovationspark“ (siehe www.wackersdorf.de).

1987, 1. Mai: Nachdem die Polizei Boykottaufrufe gegen die Volkszählung beschlagnahmt hat, kommt es zu schweren Auseinandersetzungen in Berlin-Kreuzberg. Mehr als 60 Personen werden verletzt. Was bleibt: Ein alljährlicher Pflichttermin für Presse, Funk und Faustkampftouristen. Und: Wegen des großen Erfolges ein zweiter Schauplatz im Osten der Stadt.

1988, November: Während einer nicht genehmigten Demonstration am Bauzaun der Startbahn-West des Frankfurter Flughafens werden zwei Polizisten erschossen und neun durch Schüsse verletzt. Was bleibt: Das Planfeststellungsverfahren für eine weitere Landebahn. Und Ali Schmidt, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen, der sagt: „Die Leute fliegen halt. Punkt.“

1989, Dezember: Erstmals wird bei den Montagsdemonstrationen in der DDR der Ruf nach Wiedervereinigung deutlich: „Wir sind ein Volk!“ Was bleibt: Soljanka, Solidaritätszuschlag und Stasiakten.Die Autoren Stefan Kuzmany (28) und Lukas Wallraff (30) gehören zur jüngsten taz-Generation.