piwik no script img

Neuer Start um des Friedens willen

■ Webdesigner und hamburg.de streben einvernehmliche Lösung beim Internetadressen-Streit an. Angebot läuft zum 1. April an

Im Streit um die Internet-Adresse www.neustart-hamburg.de haben sich der Webdesigner Walter Matthias Kunze und die hamburg.de-Anbietergesellschaft auf eine Lösung verständigt. Wer künftig neustart-hamburg.de anklickt, kommt auf eine Internet-Seite, die beide Optionen anbietet: Man kann sich auf die offizielle Homepage der Stadt hamburg.de weiterleiten lassen oder das Angebot Kunzes nutzen. Diese Regelung soll erst einmal bis zum Sommer gelten.

hamburg.de hatte Kunze mit juristischen Schritten gedroht, falls er seinen Internet-Auftritt nicht umbenenne (taz berichtete). Begründung: Es drohe Verwechslungsgefahr, weil auch hamburg.de im Frühjahr sein Gesicht verändere, also quasi einen Neustart mache. „Um des lieben Friedens willen“ und um einen aufwendigen Rechtsstreit zu vermeiden, haben sich beide Seiten jetzt auf verträgliche Weise verständigt. Kunze selbst wird seine Startseite in www.neustart-hh.de ändern – das hatte hamburg.de als Kompromiss vorgeschlagen.

Neustarten sollen, so Kunzes Vorstellungen, vor allem Obdachlose oder ehemalige Drogenabhängige, die sich Computerkenntnisse aneignen wollen oder diese bereits haben. Kunze will Räume und Rechner zur Verfügung stellen, in denen die TeilnehmerInnen in Grundzügen das Programmieren lernen und ihnen beigebracht wird, mit Browsern und Textverarbeitung umzugehen. Über die Homepage können sich Interessierte per E-Mail anmelden oder Informationen abrufen. Kunze hat das Projekt ins Leben gerufen, weil ihm an seinem Wohn- und Arbeitsort Schanzenviertel die Diskrepanz zwischen den New-Economy-Leuten und sozial Schwachen sauer aufgestoßen war.

Das Angebot wird unterstützt von mehreren Internet-Firmen, von sozialen Einrichtungen wie den Drogenhilfen Palette und Fixstern und dem Netzwerk der Multimedia-Schaffenden, Hamburg NewMedia. Nach einem ersten Treffen in der Palette haben sich bereits neun BewerberInnen gemeldet, von denen einige am liebsten sofort angefangen hätten, aber vor dem 1. April wird Neustart wohl noch nicht loslegen. „Uns fehlen einfach noch Rechner“, ist Kunze noch auf der Suche nach Hardware. Er kann sich auch vorstellen, dass Projekt über die Schanze hinaus auszuweiten. Dann braucht er aber noch weitere Büroräume und hofft auch hier auf Sponsoren. Keine Sorgen hat er dagegen, ReferentInnen und DozentInnen zu finden, die ihre Kenntnisse an die TeilnehmerInnen des Projektes weitergeben. Dazu haben sich bereits zehn Leute aus der NewEconomy-Ecke bereit erklärt. Peter Ahrens

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen