: Elbmarsch strahlt
■ Ärzte gegen den Atomkrieg vermuten erhöhte Werte durch AKW Krümmel
Die internationale Vereinigung Ärzte gegen den Atomkrieg (IPPNW) hat Strafanzeige gegen die Betreiber des Atomkraftwerks Krümmel gestellt, weil nach ihren Angaben in der Umgebung der Atomanlagen von Krümmel und Geesthacht stark strahlende Partikel gefunden wurden. Dies hatte eine Untersuchung der Arbeitsgemeinschaft Physikalische Analytik und Messtechnik (Arge) im Auftrag der Bürgerinitiative gegen Leukämie in der Elbmarsch ergeben.
Eine noch laufende Untersuchung der niedersächsischen Behörden bestätigte diesen Befund bisher nicht. Der schleswig-holsteinische Energie-Staatssekretär Wilfried Voigt (Grüne) kündigte an, das Gutachten der Arge mit eigenen Messungen zu überprüfen. „Wir erwarten, dass uns unverzüglich das Gutachten und alle erforderlichen Informationen zur Verfügung gestellt werden, damit wir eine belastbare Datenbasis für unsere Untersuchungen bekommen“, sagte Voigt.
Für das Gutachten nahm der Ingenieur Heinz Werner Gabriel von der Arge Bodenproben auf der Geest und im Marschland in der Nähe der Atomanlagen. Dabei habe er Stellen gefunden, an denen die Strahlungsintensität den natürlichen Wert um das Zehnfache überstieg. Die Alpha- und Beta-Strahlung gehe vornehmlich von Tritium und Plutonium 241 aus, die in den kleinen Partikeln enthalten seien. Diese Partikel seien aus der Herstellung von PAC(Plutonium-Americium-Curicum)-Kernbrennstoff bekannt. „Die in Geest und Marsch vorhandene Radioaktivität hat keinerlei Ähnlichkeit mit jener von Tschernobyl“, so Gabriel. IPPNW vermutet als Quelle daher die Atomanlagen.
Voigt zufolge haben jedoch sowohl das AKW Krümmel als auch die Kernforschungsstelle in Geesthacht (GKSS) erklärt, nie PAC-Brennstäbe verwendet oder besessen zu haben. Bei der Gesellschaft für Reaktorsicherheit sei ein solcher Brennstoff nicht bekannt. Voigt: „Wir haben bisher keinen Anhaltspunkt zu irgendetwas, das PAC heißen könnte.“
Gabriels Untersuchung sollte für die BI die umstrittenen Untersuchungen der Physikerin Inge Schmitz-Feuerhake ergänzen. Diese hatte im Dachbodenstaub der Häuser in der Nähe der Atomanlagen Plutonium entdeckt. knö
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