jutta koether im roten salon

Keine schlechte Idee. „Arbeiter spielen für Arbeiter“, das war schon Brechts Wunsch, bevor die DDR via Bitterfelder Weg Kunst und Künstler in die Produktion schickte. Den Rest der Geschichte kann man in Aufsätzen zum Sozialistischen Realismus nachlesen oder in den Akten der Gauck-Behörde.

So weit die Fifties. Aber was für Möglichkeiten bieten sich 2001? In der Reihe „Kapitalismus und Depression“ hat die Volksbühne für heute, 20 Uhr, die in New York (früher in Köln) lebende Künstlerin Jutta Koether in den Roten Salon eingeladen. Bei ihr ist aus dem Wunsch nach mehr Arbeiterkultur die Frage geworden, wie Kulturarbeit unter den Bedingungen von Dienstleistung und Entertainment funktioniert: Keinesfalls selbstreferentiell und auch nicht als „Ego-Performance“, wie sie erzählt.

Stattdessen geht es in ihrer Mischung aus Vortrag, Dias zu eigenen Arbeiten – etwa „Living Desire (Disarmed)“ (Foto) – und improvisierten Songs darum, die derzeit gängigen künstlerischen Entwürfe nach Löchern abzuklopfen. Denn frei nach Slavoj Zizek ist Gegenwart immer nur „schief gegangene Zukunft“ – und trotzdem muss man, wie Koether sagt, „zur Tat schreiten“ auf der Suche nach den verpassten Möglichkeiten. Das ganze ist „ein theatralischer Schlag gegen die mechanistische, beflissene, individualistische, jugendlich-infantilistische und Shoppingcenter-hafte Befindlichkeit von Kunst. Eine Aufführung reifer, erwachsener Hysterie!“ Wer sich an Koethers „Fem-Trash-Manifest“ von 1989 erinnert, weiß, was da auf einen zurasen wird. Die Musik zur Diskurspraxis spielt sie per Casio ein: minimalistisch, manchmal hart, mehr Alice Coltrane als Laurie Anderson. Abwarten und hingehen.hf