Soundcheck

Gehört: MMW, Fabrik. Die Kids von heute haben's gut. Müssen nicht mit Emerson, Lake & Palmer aufwachsen, sondern können sich gleich in die Obhut von Medeski, Martin & Wood begeben. Und siehe, das angesagte Orgel-Trio aus New York machte die Fabrik fast voll.

Die Draufsicht von der Empore aus zeigt drei junge Männer bei der routinierten Verrichtung ihrer Arbeit, inmitten eines respekteinflößenden Maschinenparks: Allein John Medeski hat sieben Manuale zu bedienen, von den Pedalen noch zu schweigen. Als men at work im Hier und Jetzt sind MMW ganz Groove-Band. Schi-cken fette, eingängige Motive mit überaus sportlichem Vorwärtsdrang über die Bühne und entspannen sich zwischendurch beim Basteln kleiner Soundcollagen. Dieses Frickeln und Fräsen ist dem Heimwerkerkeller näher als einem geheimen Laboratorium. Und darum hört man auch in jedem Stück, mit wie viel Spaß die drei wieder mal ihren Ohrwurm- bzw. Holzwurm-Jazz verbrechen.

Da sind Medeskis mehr als virtuose Links-Rechts-Kombinationen an den Keyboards, vom energischen Prankenhieb bis zum wohlkalkulierten Züngeln. Da ist Billy Martins Geistesgegenwart am Schlagzeug, auf dem er alles großflächig ausbalanciert. Sein Solo nach der Pause ist dann ein Trommelkonzert für sich. Und schließlich MMW £3, Chris Wood, dem die Verankerung obliegt: Mal nimmt er den Kontrabass in den Schraubstock, dann wird der E-Bass mit einem Bottleneck-Solo malträtiert.

Alles ist mit allem verzahnt, aus groben Klötzen werden feine Schindeln und aus diesen schlanke Mikadostäbchen hergestellt, mit denen sich die Combo dann nur zu gern brüderlichem Schabernack hingibt.

Zu guter Letzt hampeln die drei ganz unbefangen mit kleinem Besteck an der Rampe herum und Medeski winkt mit der Melodica als achtem Manual auf Wiedersehen. Andreas Schäfler