Masters ofSpace Oddities

Winy Maas wurde 1959 in Schijndel, Niederlande, geboren. Er studierte an der Technischen Universität Delft Architektur und Urban Design. Zusammen mit seinen StudienkollegInnen Jacob van Rijs und Nathalie de Vries gründete er 1991 in Rotterdam ein Büro für Architektur und Städteplanung. Der Name: MVRDV (Maas Van Rijs De Vries).

Maas als der Älteste des kreativen Triumvirats agiert auch als der charismatische Frontmann der Gruppe, die im letzten Jahr mit ihrem Beitrag für die Expo in Hannover, dem holländischen Pavillon, schlagartig Popularität erlangte. „Eines der spektakulärsten Gebäude auf der Expo“, wie der offizielle Expo-Führer schrieb, wurde wegen seines Konzepts, verschiedene Landschaften wie Wald und Küstengebiet im Sandwichprinzip übereinander zu stapeln, wie auch wegen der Fassadengestaltung, die der Ästhetik der Computergrafik folgt, stark diskutiert. Mit ihren radikalen Entwürfen und Projekten provoziert MVRDV immer wieder extreme Reaktionen des Publikums – der Kunden, der Öffentlichkeit, der Expo-Besucher.

Dabei ging es der Gruppe in Hannover wie bei ihren sonstigen Arbeiten nicht nur darum, ein konkretes Gebäude zu gestalten, sondern auch darum, eine exemplarische Lösung für ein Problem zu finden. Eine Lösung, die auf andere Kontexte übertragbar ist. Vorgefundene urbane Strukturen werden dabei nicht nur analysiert, sondern zum Teil neu definiert mit dem Ziel, diese langfristig umzunutzen. Das sprengt den Rahmen herkömmlicher Bau- und Entwurfspraxis und berührt Grenzen – manchmal zum Übergriff, in jedem Fall aber zur Vision.

Beispiel Düsseldorf. Als Ergänzung der aus London übernommenen Ausstellung „Living Bridges“ hatte das Kunstmuseum Ehrenhof in Düsseldorf im vergangenen Sommer experimentierfreudige Architekturbüros eingeladen, Vorschläge für eine städtebauliche Neugestaltung des Rheinufers zu entwickeln. Auf dem zur Präsentation der Projekte angesetzten Symposium referierte Winy Maas die Vision seines Büros. Wobei er vor den schreckgeweiteten Augen der anwesenden Vertreter der Kommunalverwaltung Düsseldorfs und Kölns, befeuert von den Ovationen des Publikums, nicht nur den Düsseldorfer Hafen, sondern als relevante übergeordnete topografische Einheit gleich das gesamte Ruhrgebiet plus Rheinland in einem gedanklichen Höhenflug neu vermaß.

Ein Gefelcht brückenartig über den Rhein verlegter Doubledecks zielte dabei darauf ab, eine neue Verkehrs- und Kommunikationsstruktur für Düsseldorf und das Umland zu erschaffen. Dem Altrhein wurde in dieser neuen Megastruktur „Ruhrgebiet“ die Funktion einer grünen Lunge zugedacht, Düsseldorf zur Shopping-Mall vergattert. Urbanistik als strategisches Spiel mit einer virtuellen, dabei existenzfähigen Realität.

Realisiert hat MVRDV bisland elf Projekte, alle in den Niederlanden. Der Expopavillon in Hannover war sein erstes realisiertes Bauprojekt im Ausland. Für sein junges Alter war das Büro schon erstaunlich oft und erstaunlich früh in Ausstellungen zu finden, etwa in „MVRDVTOWN, 5 Years of MVRDV“, Architectural Association, London 1997; „City – Space and Globalization“, The University of Michigan College of Architecture and Urban Planning, USA, 1998; Architektur-Biennale Venedig 2000. MVRDV ist in verschiedenen Buchpublikationen vertreten und hat selbst Bücher veröffentlicht, im vergangenen Frühjahr etwa erschien „Costa Iberica“.

NIKE BREYER