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„Wohlfühlen in der Schule“

■ Wenn es um die Wahl der gymnasialen Oberstufe geht, geben ganz menschliche Aspekte den Ausschlag / Kleine Umfragen am Leibnizplatz und in Habenhausen

Es ist soweit, der Ernst des Lebens beginnt. Für viele SchülerInnen der zehnten Klassen steht in diesen Tagen eine wichtige Entscheidung an: Sie müssen eines der Bremer Oberstufen-Zentren wählen, auf dem sie dann die nächsten drei Jahre verbringen und hoffentlich auch Abitur machen. Auch die Wahl der Leistungs- und Grundkurse steht an.

Doch nach welchen Kriterien wird ausgesucht? Die Lage der Schule? Die dort angebotenen Fächer? Oder ist es doch wichtiger, auf welche Oberstufe nun die beste Freundin geht? Dass sich da kaum eine/r so wirklich sicher ist, ergab eine kleine Umfrage unter Schüler-Innen der 10. Klasse an der „Integregrierten Stadtteilschule“ am Leibnizplatz.

„Wir haben uns viele Schulen an den Hospitationstagen angesehen“, meinen fast alle. Doch die Begeisterung hält sich in Grenzen: „Die Lehrer waren nicht sehr freundlich und wirklicher Unterricht war es meistens auch nicht.“ Entschieden haben sich jedoch fast alle schon. Die 15-jährige Maxi begründet: „Ich will mich an einer Schule wohlfühlen, darum ist das Ambiente am wichtigsten.“ Auch den Ruf einer Oberstufe finden viele relevant. Doch damit ist nicht etwa das Ansehen einer Schule unter Eltern und Lehrern gemeint: „Rübekamp soll noch am ehesten wie eine Gesamtschule sein, haben mir viele Freunde erzählt“, berichtet Gerrit, ebenfalls Schülerin am Leibnizplatz. „Mein Vater wollte, dass ich aufs Alte Gymnasium gehe, doch das mochte ich nicht“, erklärt Maxi. Sie hat sich trotz des längeren Schulweges wie viele ihrer Freundinnen für das SZ Rübekamp entschieden.

Offenbar nehmen Erwachsene kaum Einfluss auf die Schüler-Entscheidungen. LehrerInnen beraten wenig, doch das scheint auch nicht nötig zu sein, findet Maxi: „Wenn ich einen Leistungskurs gewählt hätte, für den ich nicht gut genug bin, hätte mein Lehrer schon etwas gesagt.“

Wäre es den SchülerInnen lieber gewesen, wenn sie an „ihrem“ Schulzentrum auch Abitur machen könnten? Hier gehen die Meinungen auseinander. Während die einen auf jeden Fall etwas Neues kennenlernen wollen, wären andere lieber in dem bekannten Gemäuer geblieben. Doch: „Es ist zwar im Gespräch, hier auch eine Oberstufe einzurichten, doch das gilt dann eh' nicht mehr für uns“, bedauert Gerrit.

Schulweg und angebotene Leistungskurse spielen also eher eine untergeordnete Rolle, Schülerschaft und Ambiente sind eher von Belang. Schulen ohne schimmelige Flecken an der Tapete und kaputte Toiletten haben auf jeden Fall Pluspunkte bei den SchülerInnen. web

Am Schulzentrum Habenhausen gibt es keine große Wahl

Die zehnten Klassen am Schulzentrum in Habenhausen gehen fast geschlossen zum Gymnasium Obervieland“. Schon die langen Schulwege schrecken ab, eine andere Schule ins Auge zu fassen: „Ich habe das doch vor der Tür“, sagt eine Schülerin. In den zehnten Klassen haben sich realistischerweise andere Schulen gar nicht vorgestellt. „Wir haben ja keine Infos“, sagt eine Schülerin, über andere als das Obervieland-Angebot. Und im Gymnasium Obervieland kommen die, die die Sek 1 in Habenhausen geschafft haben, ausgesprochen gut zurecht im Vergleich zu denen, die die Mittelstufe im Gymnasium Obervieland selbst absolviert haben: „Die meisten haben sich um eine ganze Note verbessert“, berichtet einer, der gerade das Zwischenzeugnis der 11. Klasse bekommen hat.

Eine Schülerin hat im Schulzentrum Delmestraße hospitiert – und sich dann dagegen entschieden. die Lehrer waren nicht so freundlich, wie sie sich das vorgestellt hat, zu viele Ausländer, sagt sie. In Obervieland sei das anders. Was auch für Obervieland spricht: „Dort gibt es keine Physik und Chemie.“ Biologie nehmen ausgesprochen viele der SchülerInnen als Leistungskurs, die anderen Naturwissenschaften sind aber nicht beliebt. Diejenigen, die in Habenhausen in der „Bilingualen“ Klasse waren, können diesen Schwerpunkt auch in Obervieland fortsetzen. Nur einer aus der 10. Klasse wollte Musik als Leistungskurs wählen, der hat sich für ein Schulzentrum in Walle entschieden, erzählen die Schülerinnen.

Was auch gegen Experimente der freien Schulwahl spricht: An einer der anderen Wahl-Schule kann man sich nicht sicher sein, ob man „aufgenommen“ wird. In der Schule, die die gesamte Klasse aufnimmt, haben die, die aus Habenhausen kommen, einen Platz sicher. Auf das Angebot der Leistungskurse und das „Profil“ der Schule kommt es für die meisten weniger an.

K.W.

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