Auf einem schwierigen Weg

■ Neue Drogenbeauftragte der Bundesregierung lobt Hamburger Suchtpolitik

Was Gesundheitssenatorin Karin Roth immer sagt, war gestern auch aus dem Munde von Marion Caspers-Merk, Drogenbeauftragter der Bndesregierung zu hören: „Hamburg hat ein sehr gut ausgebildetes System der Drogenhilfe und ist Vorreiter für neue Therapieformen.“ Capers-Merk ließ sich gestern von ihrer Hamburger Kollegin, Christina Baumeister, durch genau diese Hamburger Hilfe führen. Besuche beim Arbeitsprojekt „touch“, dem Akupunkturprojekt „Die Hummel“ sowie bei „Ragazza“, Beratungsstelle und Drogenkonsumraum für drogenabhängige Prostituierte, sollten der neuen Drogenbeauftragten Einblicke geben.

Bei einer Pressekonferenz waren sich die beiden Drogenbeauftragten weitgehend einig: Beispielsweise beim Thema Drogenkonsumräume. Von den bundesweit 13 sind acht in Hamburg. Eine bisher unveröffentlichte Studie habe ergeben, dass 442 der Nutzer in therapeutische Maßnahmen weitervermittelt wurden. „Das zeigt, dass die Menschen ansprechbar werden.“.

Einigkeit herrschte auch bei der Heroinambulanz: „Ich bin froh, dass Hamburg diesen schwierigen Weg mit uns gehen will“, sagte Caspers-Merk. Denn von den bundesweit 120.000 bis 150.000 Heroinabhängigen habe man etwa 50.000 mit der Substitution und 10.000 bis 20.000 mit drogenfreien Therapien erreicht. „Für die andere Hälfte aber müssen wir neue Wege probieren.“ Bis zum Herbst erwartet Caspers-Merk die Genehmigung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte. Christina Baumeister erklärte, dass die Behörde noch nicht entschieden habe, ob sie das Angebot des Landesbetriebes Krankenhäuser annehmen solle, Standortfrage und Projektdurchführung zu übernehmen. „Aber das wird jetzt ganz schnell gehen“, sagte sie.

Einig waren sich die Frauen auch darin, dass Akupunktur eine sinnvolle Methode zur Behandlung Suchtkranker sei. Weil die Kassen Akupunktur jedoch nur in der Schmerztherapie bezahlen, setzt Hamburg auf Modellversuche und hofft dabei auf Unterstützung vom Bund. „Wir sind bereit, uns an einem Modellprojekt Akupunktur zu beteiligen“, sagt Caspers-Merk. Dafür müssten aber Voraussetzungen gegeben sein, beispielsweise muss das Projekt übertragbar sein. „Wenn wir da eine vorher-nachher-Studie haben, können wir mit einer anderen Haltung der Kassen rechnen“, spekuliert sie. Baumeister betonte, dass Hamburg Akupunktur für Alkohol- wie für Crackabhängige einsetzen wolle. Letztere sind zwar ein in Hamburg längst angekommener Trend, Konzepte zu ihrer Behandlung werden jedoch seit langem vergeblich gefordert.

Sandra Wilsdorf