■ Rosi Rolands Bremer Klatsch-Geschichten: Fleißige Großmarkt-Schreiber
Eins können Sie mir glauben: Die Großhändler sind schon eine Nummer für sich. Stocksauer waren die, als die Waller jetzt gegen ihren künftigen Großmarkt im Überseehafen protestierten. Und noch bitterböser über das, was tags darauf in den Zeitungen stand. Jüngst war wieder so eine Arbeitskreissitzung der Großhändler, der Obst- und Gemüsehändler, der Blumenhändler und wasweißich was noch für Marktbeschicker. So als Putzfrau hört man ja einiges. Aber was davon nach draußen drang ...
Von „Gegenschlag“ war zum Beispiel die Rede. „Wir müssen uns wehren“, hieß es im Chor. Und: „Jetzt ist Schluss.“ Jetzt werden Leserbriefe geschrieben.
Leserbriefe? Ich traute meinen Ohren nicht. Die versammelten Großmarktbetreiber hatten es offenbar auf den Weser-Kurier abgesehen. Der hatte doch jetzt mit Klaus Grunewald einen eifrigen Schreiber gegen die Großmarkt-Umsiedlung gefunden.
Die vereinigten Händler sprachen dagegen von einer „gesteuerten Kampagne“ gegen den Umzug. Von gezielten „Falschinformationen“, wonach fast 60.000 luft- und ruheverpestenden Fahrzeuge auf der Waller Heerstraße langbrettern würden. „Hanebüchen“ seien solche Zahlen. „Schweinerei“, tönte es aus den Großmarktmäulern.
Ein paar Eifrige hatten damals wohl schon die Redaktion des WK mit Leserbriefen und anderen Zahlen bedacht. Doch die seien wahrscheinlich „unterschlagen worden“, mutmaßte ein boshafter Großhändler. „Auf einer ganzen Seite wurde Leserpost abgedruckt. Und kein Einziger war für den Großmarkt. Ja, wo gibt es denn sowas?“ fragte ein Mann in die Runde. „Das ist bestimmt gesteuert worden“, rief die Runde zurück.
Der Rest ging unter in wilde Verdächtigungen. „Baulöwen“, die da jetzt bauen, und den Großmarkt wieder weg haben wollten. Auch um den FDP-Chef Claus Jäger ging es, der ein Schulfreund von Klaus Grünewald sein soll und so immer mit ein paar markigen Zitaten im Blatt erscheint.
Den meisten Händlern reichte das. Das ging ihnen glatt gegen die Berufsehre („wir machen doch nix Schlimmes“). Und auf einmal wurde es still im Raum. Eine „konzertierte Aktion“ mit Massen von Leserbriefen für den Großmarkt.
Abends im Papierkorb entdeckte ich sie dann: die Leserbriefe. Immer neue. Immer die gleiche Schrift. Immer das gleiche Layout. Immer (kursiv gesetzt) die Wörtchen: Zum Thema: Großmarktverlagerung. Der Inhalt: Immer gegen FDP, Grüne und Evangelische Kirche, dieser „Koaltion der Verlierer“, wie Großhändler Heiko Eckhoff schreibt. Ansonstern: Immer neue Absender. So sieht er also aus: der Großhändler-Gegenschlag. Wieviel davon wohl im WK erscheint, fragt sich
Ihre Rosi Roland
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