berliner szenen Nachts im Szeneviertel

Parkplatzprobleme

Das „Habermeyer“ am Boxhagener Platz: eine schummrige Bar mit orangefarbenen Möbeln und Schriftzeichen an den Wänden, die keinen Sinn ergeben. Es ist kurz nach Mitternacht, zwei Pärchen treten hinaus. Sie zupfen an ihrer Kleidung, setzen ihre Mützen auf und knöpfen ihre Jacken zu. Vor ihnen auf der Straße hält ein blauer Peugeot. Der Fahrer, ein junger Mann im Bundeswehrparka, kurbelt die Scheibe herunter und fragt, ob sie mit dem Auto gekommen seien und nun wegfahren wollen.

Einer aus der Gruppe nickt. „Steht es in der Nähe“, fragt der Fahrer. „Ein paar Straßen weiter.“ – „Sehr weit?“ – „Fünf Minuten von hier.“ – „Okay“, sagt der Fahrer, „ich folge euch.“ Die Gruppe setzt sich in Bewegung, neben ihr, in einigem Abstand, fährt im Schritttempo der blaue Peugeot. Der Mann hat die Warnblinkanlage eingeschaltet, sitzt über das Lenkrad gebeugt da, presst das Gesicht an die Windschutzscheibe, um bei der schummrigen Straßenbeleuchtung besser sehen zu können, und blickt alle paar Sekunden zu den anderen hin, in der Hoffnung, sie mögen bald stehen bleiben.

Die Gruppe aber beachtet ihren Verfolger nicht, marschiert unbeirrt die Mainzer Straße entlang Richtung Frankfurter Allee. Als sie das Auto endlich erreichen, das eingeklemmt zwischen zwei Lieferwagen steht, gehen die Scheinwerfer von zwei Pkws an, die in der Nähe in zweiter Reihe parken. Die Gruppe steigt ein und macht die Parklücke frei, im Rückspiegel kann sie beobachten, wie in der Dunkelheit drei Autos aus zwei verschiedenen Richtungen langsam auf einen Punkt zu rollen. Keiner der Wartenden scheint bereit zu sein, dem anderen den Vorzug zu lassen. Im Moment des Einparkens blockieren sie sich gegenseitig.

JAN BRANDT