„… wie tüchtig Österreicher weltweit sind!“

Ein Land im Arnie-Taumel: Österreich! Bundespräsident stolz, Außenministerin stolzer, Haider empfiehlt Kärnten als Vorbild für Kalifornien. Nur die Grünen stänkern

WIEN taz ■ Ganz Österreich scheint mit dem neuen Gouverneur von Kalifornien per Du zu sein. Allen voran der Bundespräsident. „Wir sind alle stolz auf dich!“, kabelte Thomas Klestil nach Sacramento, kaum war das erste Stimmenfünftel ausgezählt. „Mit den allerbesten Grüßen und Wünschen, auch an deine Frau herzlichst dein Thomas (Klestil)“.

Überschwänglich äußerte sich auch Außenministerin Benita Ferroro Waldner, die schon den roten Teppich ausrollen will: „Sein Erfolg – zunächst sportlich, dann beruflich und nunmehr politisch – führt Amerika und der Welt vor Augen, wie tüchtig Österreicher weltweit sind. Und darauf sollten wir alle stolz sein! Ich würde mich freuen, wenn wir Governor Schwarzenegger bald zu einem offiziellen Besuch in Österreich begrüßen könnten.“ Ihre Nähe zum tüchtigen Auswanderer dokumentierte sie zuletzt auf der offiziellen Homepage ihres Ministeriums, wo ein Link zur Wahlkampf-Website Schwarzeneggers gelegt wurde.

Jörg Haider wäre nicht er selbst, hätte er die Gelegenheit nicht genützt, sich selbst in Szene zu setzen. Er wünsche dem Gouverneur viel Glück und Erfolg bei seiner schwierigen Aufgabe, das bankrotte Land Kalifornieren wieder zu sanieren, ließ der Landeshauptmann von Kärnten ausrichten. Er hoffe und sei auch zuversichtlich, dass es dem Auslandsösterreicher gelingen werde, „eine bürgernahe und zukunftsorientierte Politik für die Menschen und das Land zu machen, so wie wir es auch in Kärnten erfolgreich“ praktizieren.

Nur die Grünen wollten in den Jubelchor nicht einstimmen. „Ich bin zutiefst überzeugt, dass meine schöne steirische Heimat Besseres, Anspruchsvolleres […] zu bieten hat.“, meinte der Sicherheitssprecher und gebürtige Steirer Peter Pilz. Er würde sich aber freuen, „wenn die ÖVP und die mitjubelnde FPÖ dafür sorgen würden, dass Einwanderern eine politische Laufbahn und ein politisches Amt in Österreich ermöglicht würde.“

In Schwarzeneggers Heimatgemeinde Thal bei Graz feierten Jugendfreunde und Fans im Dorfgasthaus Thalersee vor erstaunten CNN-Reportern die ganze Wahlnacht. Einer brachte den Erfolg der „steirischen Eiche“ mit den Vorwürfen sexueller Belästigung in Verbindung: „Die Damen haben das gern gehabt. Drum haben s’ ihn ja gewählt.“ Und ein anderer forderte, der Ort solle umgehend in Schwarzenegger City umbenannt werden. Bürgermeister Peter Urdl, Sozialdemokrat und Schulfreund des Emigranten, will allerdings nur einen Platz nach dem großen Sohn taufen: „Vorausgesetzt, er ist damit einverstanden.“

RALF LEONHARD